25. Februar 2025, 18:38 Uhr

Albumdebüt

Woanders rockt das Gießener Outzeit

Die Gießener Indie-Pop-Band stellt ihr neues Album Stillstand vor und verabschiedet auf der Bühne gleichzeitig ein Gründungsmitglied.
25. Februar 2025, 18:38 Uhr
MUZ
Sein letzter Auftritt hatte es in sich: Mitbegründer und Gitarrist Maxi Lösel (links) verabschiedet sich im »Outzeit« nach vier Jahren aus der Indie-Pop-Band »Woanders«. Foto: Zimmermann

. Zwischen »Aufbruch und Sehnsucht, zwischen Energie und Nachdenklichkeit« - so beschreibt sich die Gießener Indie-Pop-Band »Woanders« selbst. Was beim ersten Hinhören vielleicht nach einem leichten Überhang zur Melancholie klingen mag, entpuppt sich spätestens, wenn die sechs Mitglieder auf der Bühne stehen, als hervorragend tanzbarer Rhythmus mit ganz viel Herz.

Das machte »Woanders« auch in der neuen Konzerthalle »Outzeit« an der Automeile deutlich. Hier stellten die Gießener ihr am 14. Februar veröffentlichtes Debütalbum »Stillstand« vor einem randvollen Saal vor. Und spätestens als sie ihre bekanntesten Lieder »Nichts« oder »Lass nicht los« zum Besten gaben, war das Publikum nicht mehr zu halten.

Melancholie und gute Stimmung

Gut vorgelegt hatte da bereits die Gastband »Baba Shrimp Gang«. Die Darmstädter sind keine Unbekannten in Gießen, traten unter anderem schon beim jüngsten Stadtfest auf. Und auch wenn sie diesmal aus Krankheitsgründen auf den ikonischen Trompetenklang verzichten mussten, war das Publikum schnell für eine improvisierte Taktvorgabe eingeschult. Egal ob die Songtexte von der Weigerung, erwachsen zu werden, oder von der Frage nach Gottes Technikaffinität handeln - die Musik der »Baba Shrimp Gang« lässt sich am simpelsten als »einfach fetzig« beschreiben.

Die EP »Stillstand« sei eine Zusammenfassung der vergangenen zwei Jahre und setze mit dem neuen Song »Stillstand« einen Punkt hinter die erste Etappe der Bandgeschichte, in der die Gießener »alles andere als stillstanden«, wie »Woanders« den Weg zu ihrem neuen Album selbst beschreibt. Trotzdem schraubten sie das Tempo zunächst einmal etwas zurück und gestalteten die Songs einige Grade ruhiger. Mit »Ein Sturm zieht auf« verarbeiten die Gießener ihre Gefühlslage angesichts der versuchten Erstürmung des Reichstags durch Rechtsextreme 2020. »Ich hatte beim Schreiben das Gefühl, dass es hier irgendwann richtig knallen könnte und wir bald in einem anderen Land leben«, erinnert sich Gitarrist Maxi Lösel. »Das hat sich seitdem nicht wirklich gelegt und beschäftigt uns viel.« Angesichts der Bundestagswahl ebenfalls politisch äußerte sich Bassist Nico Sommerlad: »Wir lassen uns nicht von Hass anstecken und nicht dazu bringen, nach unten zu treten, wenn wir auch nach oben boxen können.«

Gründungsmitglied verlässt die Band

Die nachdenklichere und leicht melancholischere Stimmung hatte aber spätestens dann ein Ende, als Sänger Jan Penner seine E-Gitarre mit einem Versprechen schulterte. »Ihr wisst, was das bedeutet - jetzt wird’s fetzig!« Dass die Fans schon nach den ersten Akkorden der Coverversion von Harry Styles’ »As it was« kreischten und ausrasteten, war wohl abzusehen. Ein schöner Moment war es trotzdem.

Zum Schluss gab es dann doch noch Anlass zur Strapazierung der Tränendrüse - weniger durch die Musik, als vielmehr durch einen Abschied. Lösel hatte mit diesem Debütkonzert zugleich seinen letzten Auftritt mit »Woanders«. Der Mitgründer verabschiedet sich nach vier Jahren aus der Band. Seinen Platz an der Gitarre nimmt Kilian Wöhrle ein. Angefangen hatte Lösel ursprünglich als Duo mit Penner, mit dem er im gleichen Abiturjahrgang war. »Maxi war außer mir der Einzige, der von Anfang an dabei war«, sagte der Sänger nach einer tränenreichen Umarmung.

Verabschiedet wurde Lösel schließlich mit anhaltendem Jubel und zahlreichen musikalischen Zugaben. Und wem das immer noch nicht genug war, der konnte sich mit einer Techno-Aftershow-Party im »Outzeit« bis fünf Uhr morgens buchstäblich in den Schlaf tanzen.



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