. In der Frankfurter Straße hängt es noch: Das blaue Schild, das einen zum Campingplatz in Kleinlinden führt. Doch wer an der Pfingstweide ankommt, steht vor einem verschlossenen Tor. Winterpause? Nein, zum Ende der Saison 2023 wurde der Campingplatz endgültig geschlossen. Für Kleinlinden ist das kein Verlust, findet Ortsvorsteher Dr. Klaus Dieter Greilich: »Im Ortsbeirat sind sich alle einig, dass wir ihm keine Träne nachweinen«, erzählt der FDP-Mann beim Ortstermin mit dem Anzeiger.
»Kein touristisches Highlight«
Der Platz sei über Jahrzehnte »kein touristisches Highlight« gewesen. Auch, weil es im Umland etwa mit den Campingplätzen am Wißmarer und am Dutenhofener See attraktivere Alternativen gebe. Zuletzt sei die Fläche in Kleinlinden häufig von fahrenden Handwerkern aus dem Kölner Raum genutzt worden. Aber auch Angehörige von Patienten, die in der Uniklinik behandelt wurden, oder Studierende, die zum Semesterstart noch keine Bleibe gefunden hatten, hätten dort übernachtet. In der Vergangenheit habe es aber auch Ärger mit Campern gegeben, berichtet Greilich - etwa mit englischen Bauarbeitern, die im benachbarten Freibad für »Randale« gesorgt hätten. Für Campingplatzbewohner war der Eintritt ins Schwimmbad kostenlos. Dem langjährigen Pächter aber könne man nichts nachsagen: »Er hat sich gut gekümmert.« Die Schließung des Platzes war einvernehmlich.
Wie geht es jetzt weiter mit dem brachliegenden Gelände? »Nach den nötigen Rückbautätigkeiten soll die Fläche Sport- und Freizeitzwecken zur Verfügung gestellt werden«, teilt Stadträtin Gerda Weigel-Greilich (Grüne) mit. Die genaue Nachfolgenutzung werde im Rahmen des Sportstättenentwicklungsplans vorgeschlagen, der noch nicht fertiggestellt ist. »Hierzu gab es bereits Ende 2023 einen Vereinsworkshop, Expertengespräche, eine Beteiligung der Vereine, der Schulen, der kommerziellen Sportanbieter und der Bürger.« Der Berichtsentwurf solle »zu gegebener Zeit« öffentlich ausgelegt werden. Auch die Sportkommission sei beteiligt.
Zumindest für eine Teilfläche des etwa 4500 Quadratmeter großen Geländes ist die künftige Nutzung aber bereits klar: Rund 560 Quadratmeter sollen laut der Stadträtin an die Stadtwerke Gießen übertragen werden - für eine Erweiterung der Liegewiese des Freibads.
Praktische Konsequenz sei, dass »das restliche Gelände auf unbestimmte Zeit brachliegen wird«, kritisiert Kleinlindens Ortsvorsteher. Der Ortsbeirat hatte bereits im November den Magistrat gefragt, wie dieser sich die Zukunft des Campingplatzgeländes vorstellt und eine Information bis Ende 2023 erbeten. Die Antwort trudelte mit knapp zwei Monaten Verspätung in der vergangenen Woche bei den Stadtteilvertretern ein.
Freibad soll attraktiver werden
Ginge es nach Greilich, würde das Freibad nicht nur durch eine größere Liegewiese aufgewertet. Das Schwimmbad sei »ein wesentlicher Standortfaktor« für Kleinlinden, die Attraktivität müsse aber gesteigert werden. »Das Dreimeterbrett ist schon lange weg, dann ist auch das Einmeterbrett verschwunden.« Und mittlerweile sei der Sprung ins kalte Nass gar nicht mehr möglich, da der Rand des Beckens eingezäunt ist. Das Bad sei derzeit in erster Linie ein »Seniorenbad«. Ein Beachvolleyballfeld könne Abwechslung für die Jugendlichen bringen, auch eine größere Wasserfläche wäre wünschenswert, findet der Ortsvorsteher. Denn bislang gibt es nur ein Becken, in dem auch der zwölf mal zwölf Meter große Nichtschwimmerbereich integriert ist.
Generell stelle man sich auch im Ortsbeirat eine sportliche Nutzung des Geländes vor. Schließlich biete sich die Lage geradezu an, denn neben dem Freibad sind auch Fußball- und Tennisplätze in unmittelbarer Nachbarschaft. Der gewünschte »Runde Tisch«, an dem neben dem Ortsbeirat auch Vertreter der Stadtwerke und der umliegenden Vereine hätten teilnehmen sollen, habe jedoch nie stattgefunden.
Bis sich am ehemaligen Campingplatz sichtbar etwas tut, wird es noch dauern. Zum weiteren Verfahren teilt die Stadt mit: »Im Mai erfolgt die nächste Beteiligungsrunde der Sportkommission. Im Sommer ist ein Zukunftsworkshop geplant, so dass bis Ende des Jahres die Ergebnisse mit Handlungsempfehlungen vorliegen.«