02. August 2024, 19:08 Uhr

Schreibmaschine und Orchester

Jacob Brill brilliert bei Einführung der Gießener Uni-Präsidentin

Der 24-jährige JLU-Lehramtsstudent Jacob Brill führte bei der Amtseinführung der Gießener Uni-Präsidentin »The Typewriter« von Leroy Anderson mit Orchester-Begleitung auf.
02. August 2024, 19:08 Uhr
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Aufführung des Stücks »The Typewriter« von Leroy Anderson durch das Universitätsorchester. An der Schreibmaschine der JLU-Student Jacob Brill. Foto: JLU / Katrina Friese

. Sehenswert ist schon allein, als Jacob Brill in seinem scheinbar endlos Utensilien beherbergenden Beutel wühlt, eine Bürste herausholt und einen schmissigen Zug durch sein rotbraunes Haar über der Stirn andeutet. Alles bereit für den Auftritt. Und was für ein Auftritt in der Aula des Hauptgebäudes der Justus-Liebig-Universität (JLU). Natürlich, die offizielle Amtseinführung der neuen Universitäts-Präsidentin Prof. Katharina Lorenz und die Ämterübergabe an die beiden Vizepräsidenten Prof. Alexander Goesmann und Prof. Karsten Krüger stehen im Mittelpunkt. Und die Reden des Abends zeugen von der gebotenen Ernsthaftigkeit. Doch der heimliche Held der Veranstaltung ist Jacob Brill. Ein 24-jähriger Lehramtsstudent an der JLU.

Ein ungewöhnliches Instrument

Erst zum Schlussauftritt des Orchesters von Universitätsmusikdirektor Stefan Ottersbach auf die Bühne geholt, nimmt der kleine Pfiffikus das Heft in die Hand. Lässt einen kleinen Tisch mit Stuhl aufbauen, packt eine mechanische Schreibmaschine aus einem entsprechenden Kasten aus, dazu etliche Utensilien aus besagtem Beutel, und zum Ende hin die Bürste für den Schmiss. Und intoniert dann mit der Schreibmaschine »The Typewriter« von Leroy Anderson. Mit Orchester-Begleitung. »Das war eine Premiere für mich, das Stück mit Orchester zu spielen«, berichtet Brill später glückselig. Sonst habe er den Typewriter schon öfters gegeben. Dabei handelt es sich um ein Stück, das in den 50er Jahren von Anderson komponiert worden ist und vor allem vom US-Komiker Jerry Lewis genutzt wurde, am bekanntesten wohl in seinem Film »Der Ladenhüter«. Ein Ladenhüter ist der virtuose Schreibmaschinen-Spieler Brill keinesfalls, als Klavierkabarettist trete er gelegentlich auf, erzählt er. »Ich bin recht oft auf der Bühne.« Neben seinem Studium.

Musik und Französisch sind Jacob Brills Fächer, die er im Lehramt für Gymnasium im zehnten Semester (»Ich habe auch ein Auslandssemester gehabt«, sagt er halb entschuldigend) bestreitet. Im Herbst nächsten Jahres will er das erste Staatsexamen ablegen. »Mein Hauptziel ist das Lehramt«, versichert der Hobby-Musiker, der im Uni-Orchester die Klarinette spielt. Der sich aber auch am Klavier (und als Kabarettist an den Tasten) weitergebildet und dort bereits eine Abschlussprüfung bestanden hat. Ebenso wäre eine Karriere als Chorleiter denkbar. Vor zwei Semestern hat er einen Chor bei der Evangelischen Studierenden-Gemeinde (ESG) gegründet. Und so bringt er nach dem Schreibmaschinen-Geklappper in der Uni-Aula die Anwesenden als Dirigent dazu, die Fußballer-Hymne »You’ll never walk allone« mitzusingen. Im Stehen. Teilweise inbrünstig. Und ganz ohne einen Zug mit der Bürste durch das Stirnhaar.



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