Vier Stunden lang rollte eine Lawine voller Stimmung, Spritzigkeit und guter Laune von der Bühne in den Saal der Turnhalle und wieder zurück. Es war wieder einmal so weit: Die vier Gießener katholischen Kirchengemeinden St. Albertus, St. Bonifatius, Maria Frieden und St. Thomas Morus luden zur Fassenachtssitzung ein. Die zweite Veranstaltung mit dem Motto »Rabatz Hoch Vier - Alle sind wir hier!«, lockte gut 200 Gäste an.
Zu erleben war ein Programm, dem es an nichts fehlte. Es schien, als seien die Närrinnen und Narrhallesen von der ersten Minute an vom Fassenachtsvirus befallen. Klatschen, Schunkeln, kräftiger Beifall und Raketen sowie Sitzungspräsident Christoph Thörmer, der kräftig die Stimmung anheizte, gehörten dazu.
Schwungvoll marschierte der Fanfarenzug Zauberklang (Leitung Michael Kaiser) durch den Saal und eröffnete den närrischen Abend. Grazil und elegant zeigte Tanzmariechen Hannah Zacharias von den Karnevalfreunden Allendorf/Lahn einen Tanz: Thörmer dankte für die Spitzenperformance. Götterbote Hermes alias Thomas Ransbach nahm US-Präsident Donald Trump ins Visier: als »aufgeblähten Wackeldackel«. Die Showtanzgruppe Intakt der GFV heimste dann die erste Rakete des Abends ein. Sie präsentierte sich als »Paradiesvögel« auf der Bühne. Nachhilfe in Italienisch erteilte Franceso Marcario den Gästen, die gerne bei einem Lied mitsangen.
Türmer Peter Meilinger kommentierte das Weltgeschehen und sparte zugleich nicht mit Kritik an der Stadt. Von seinem Turm schaut er herunter, sieht alles, »was dort geht in Bruch und Dalles. Wie vom Rathaus ungeniert, wird unsere Stadt in den Ruin regiert«. Er bedauerte die Schließung der Bahnhofsmission, denn Nächstenliebe sei ein christliches Gut. »Traurig, wenn man daran sparen tut.« Kräftige Zustimmung aus der Narrhalla erhielt er für den Satz »Faschismus ist ein Verbrechen« und seine Aufforderung, »niemals AfD zu wählen«.
Die Doofmusik, ein fester Bestandteil der Rabatz-Sitzungen, präsentierte sich diesmal in etwas anderer Besetzung. Eine Rakete belohnte das spontane Einspringen von Karl Bernadeau und Andreas Bender, die neben Urgestein Gerardus Pellekoorne auftraten. Die Texte stammten wieder von Martin Wesolowsky. Als Geschenk brachte das Gießener Prinzenpaar Bernhard I. und Katharina I. samt Hofmarschall Franz Beck und Hofstaat, das herzlich im Saal empfangen wurde, den Tanz der Ari mit. Den Prinzenorden nahmen der Sitzungspräsident und Pfarrer Erik Wehner gerne entgegen.
Politisch wurde es wieder beim Auftritt der Showtanzgruppe »Dancing Queens« von St. Bonifatius. »Gehen Sie wählen«, forderten die jungen Tänzerinnen, die unter der Leitung von Verna Rock und Cordula Thörmer auf der Bühne standen, die Gäste auf. Als sie ihre Hüte absetzen, stand darin das Statement »Gegen rechts« zu lesen. Und sie verkündeten: »Unser Kreuz hat keinen Haken«.
Der Männerchor Fratelli (Leitung Jost Will) bezog bei seinem Auftritt das Publikum mit ein. Er stehe im ersten Jahr »hier uff de Bühn als Pfarrvikar«, stellte sich Pfarrer Stefan Wanske anschließend vor. Der Leitende Pfarrer »Erik der Große« habe ihm die Bütt überlassen. Wanske erläuterte dabei seine Amtstracht und schilderte rückblickend, wie die Fernsehaufzeichnung in der Bonifatiuskirche verlief. Zur Fusion der Kirchen kündigte er an: »Nächst Jahr, dann sin mir ei Pfarrei« und verwandelte sich alsbald in einen Bauarbeiter. Denn »mer baue um«.
Auch er spendierte Donald Trump ein paar Zeilen Spott und folgerte: »Es braucht ganz Europa, auch für Leit, die kei Fans davon sind, Einigkeit und en Wertekonsens«. Zugleich gab er sich optimistisch: »Mir ham noch immer gute Zeite und dürfe so, nicht nur an närrische Tage, mit Frohsinn und Hoffnung die Zukunft wage«.
Die Tanzgarde des TV Mainzlar und Tanzmariechen Viola Müller (GFV) wirbelten anschließend gekonnt über die Bühne. Stephan Pussel sang seine Lieblingslieder. Und beim Finale stürmten junge Männer auf die Bühne. Das Männerballett Clusta 5, das sich aus Gemeindemitgliedern von St. Bonifatius zusammensetzt, hatte sich auch dieses Mal wieder etwas Besonderes einfallen lassen. Den Saal brachte die Formation mit ihrem Auftritt zum Toben.