24. Februar 2025, 18:10 Uhr

Miteinander ins Gespräch kommen

Bänke zum Babbeln in Bad Nauheim

Seit Mai 2024 sind »Babbelbänke« in Bad Nauheim im Gespräch, allerdings noch nirgends installiert. Bürgermeister Klaus Kreß will jetzt Nägel mit Köpfen machen.
24. Februar 2025, 18:10 Uhr
IHM
Am Karlsbrunnenplatz in der Kernstadt gibt es bereits Sitzmöglichkeiten. Stimmt das Stadtparlament zu, dann werden dort zusätzlich Babbelbänke installiert. Diese sind dann so angeordnet, dass die Menschen einander gegenübersitzen. FOTO: NICI MERZ

Naht der Frühling, wächst die Lust, sich auf Parkbänken niederzulassen und das milde Wetter zu genießen. Manch einer mag hoffen, mit Menschen ins Gespräch zu kommen, doch mitunter vergeblich. »Wenn sich jemand auf eine Bank setzt, setzt sich normalerweise niemand Fremdes dazu. Das will der Seniorenbeirat mit dem Projekt Babbelbänke ändern«, erklärte dessen Vorsitzende Dr. Ulla-Ira Stamm in der jüngsten Sitzung des städtischen Bauausschusses im Rathaus. Dort beantragte Bürgermeister Klaus Kreß (parteilos) auf Wunsch der Senioren das Aufstellen der Bänke.

10 000 Euro dafür vorgesehen

Aktuell beraten die parlamentarischen Ausschüsse über den städtischen Haushaltsplanentwurf für 2025 in Bad Nauheim, so auch der Bauausschuss. Kreß sagte: »Der Seniorenbeirat hat mögliche Standorte für Babbelbänke identifiziert. Der eine wäre am Karlsbrunnenplatz, wo drei zusätzliche Bänke vorgesehen sind. Der andere wäre in Bad Nauheim Süd.« Dort schweben den Senioren seinen Worten zufolge sechs Bänke vor.

Laut Kreß erfolgte der Antrag in Abstimmung mit dem Beirat; 10 000 Euro sollten dafür in den städtischen Haushalt 2025 eingestellt werden. Der Bürgermeister wies wiederholt auf den Beschluss des Stadtparlaments hin, wobei er von »einstimmig« sprach. Die Stadtverordnetenversammlung hatte das Anliegen im Mai auf SPD-Antrag allerdings nur mehrheitlich befürwortet: bei 30 Ja- und drei Neinstimmen.

Wie Stamm nun erklärte, gehe es um Kommunikationsförderung. Die Bänke hätten das Ziel, der Einsamkeit vorzubeugen (siehe unten). Das wolle man aber nicht durch ein Schild an der Lehne erreichen, sondern durch eine zueinandergewandte Anordnung der Sitzgelegenheiten. »Wir wollen durch die Gruppierung dazu einladen, sich zusammenzusetzen«, sagte sie.

Der Haushalt für 2025 ist hochdefizitär, weist ein Minus von 10,16 Millionen Euro aus. Steffen Mörler (CDU) hakte denn auch wegen der Kosten nach - wenngleich 10 000 Euro im Grunde nicht viel seien. Er wollte wissen, ob bestehende Bänke umgruppiert würden oder neue hinzukämen. Laut Kreß kommen zusätzliche Möbel dazu. Wie er einräumte, seien die Babbelbänke »sicher nicht überlebenswichtig« - da es aber ein »einstimmiger« Beschluss des Stadtparlaments sei, stehe die Umsetzung an.

Mörlers Fraktionskollege Albert Möbs fragte kritisch, wieso keine Babbelbänke am Hempler in Nieder-Mörlen vorgesehen seien. Wie Kreß erwiderte, sei es nur der Beginn: Der Seniorenbeirat sei mit Augenmaß vorgegangen und habe nicht zu viel auf einmal beantragen wollen. Sofern das Projekt gut laufe, könne die Stadt es ausweiten.

Möbs beharrt auf »Hempler«-Bänken

Möbs gab sich damit nicht zufrieden. Der »Hempler« habe eine ähnliche Struktur wie Bad Nauheim Süd, auch in Nieder-Mörlen bestehe Bedarf. Die Stadtteile kämen zu kurz, wie Möbs bekräftigte. Der Bürgermeister schlug daraufhin vor, zwei Babbelbänke am »Hempler« und vier in »Süd« zu errichten - zusätzlich zu denen am Karlsbrunnenplatz. Stamm stimmte zu. Eine Anwohnerin habe den Hinweis auf »Süd« gegeben, wo kaum Bänke für die dort lebenden Senioren stünden. Die Vorsitzende des Seniorenbeirats versicherte: »Wir wollen uns andere Stadtteile aber auch anschauen.«

Einstimmig votierte der Ausschuss für die Aufstellung der Babbelbänke, bei Enthaltungen der Christdemokraten Mörler und Möbs. Am heutigen Dienstag und am Donnerstagabend (jeweils 19.30 Uhr) tagt der städtische Haupt- und Finanzausschuss, der über den Haushaltsplanentwurf befinden wird. Über den Antrag von Kreß hatten die Fraktionen bis dahin nicht beraten, zudem hatte das Parlament vergangenes Jahr drei Bänke beantragt, nicht neun.

Es heißt also abwarten, ob es beim Ergebnis aus dem Bauausschuss bleibt.

Gegen Einsamkeit

Das Jahresmotto des Seniorenbeirats in Bad Nauheim lautet »Wege aus der Einsamkeit«. Babbelbänke kamen in der Corona-Zeit auf, als es Kontaktbeschränkungen gab. Die Bänke boten Möglichkeiten, um an der frischen Luft und in sicherem Abstand mit Menschen ins Gespräch zu kommen. Laut Steffen Hensel von der Bad Nauheimer SPD-Fraktion hat diese Idee nach der Pandemie nicht an Attraktivität verloren. Im Stadtparlament machte er sich im Mai 2024 erfolgreich dafür stark, Babbelbänke in der Gesundheitsstadt zu installieren. Es war bereits damals ein Vorschlag des Seniorenbeirats gewesen.



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