02. März 2025, 19:53 Uhr

Jazz-Rhythmen

Orgeltrio Organ(um) Électronique verzaubert Gießen

Helmut Fischer, Burkhardt Mayer und Johannes Langenbach spielen im Gießener Musikzentrum im Schiffenberger Weg.
02. März 2025, 19:53 Uhr
HSCH
Organist Helmut Fischer, Gitarrist Burkhardt Mayer und Johannes Langenbach am Schlagzeug präsentieren im Musikzentrum einen zugewandten, inhaltlich prägnanten Mix verschiedener Jazz-Genres. Foto: Schultz

. Nicht alle Orte sind vom Fasching besetzt: Das Musikzentrum im Schiffenberger Weg etwa trotzt der Flut des Frohsinns, in diesem Fall mit Jazz.

Sehr fröhlich waren auch die Besucher des Konzerts mit dem »Helmut Fischer - Orgeltrio Organ(um) Électronique« am Freitag. Organist Helmut Fischer, Gitarrist Burkhardt Mayer und Johannes Langenbach am Schlagzeug präsentierten dem vollen Haus eine zugewandte, inhaltlich prägnante Mischung verschiedenster Jazzgenres, handwerklich hochwertig ausgeführt und stimmungsvoll.

Einstieg in den 40ern

Ein reines Vergnügen also, und das Haus war voll besetzt mit lauter sachkundigen Zuhörern. Man begann mit »Brush off«, einem Klassiker aus den 40er Jahren. Erstmal kam ein ganz sanftes Einfaden, getragen von einer sehr harmonischen Orgel, was sich in einen schönen, sehr beschwingten Groove verwandelte. Die Gitarre war heiter, fast fröhlich, von der Orgel kam ein angenehmer Bass, das Tempo war nicht hastig. Die Band baute eine Spannung angenehm auf - hier geschah etwas.

In den anschließenden Bossa von Burkhardt Mayer fügte Lagenbach fast fragile kleine Elemente ein, insgesamt wurde es etwas schneller. Fischer lieferte nur konstruktive Orgelparts und sehr attraktive Soli. Langenbach agierte gewohnt leicht und differenziert, Burkhardt Mayer lächelte; die Stimmung war gut.

Bemerkenswert gelang auch der »Almost perfect afternoon«. Darin fügten Gitarre und Orgel leicht elektronisch klingende sphärische Soundteilchen zusammen. Burkhardt Mayer ist nicht der große Gitarrenpoet, doch hier wandelte er etwas träumerisch und langsam auf sanften Orgelflächen dahin, mit sehr attraktiver Wirkung. Insgesamt war das schon poetisch und wurde aus einer großen Spannung heraus exzellent abgeschlossen.

Kreative Kooperation

Ein Glanzlicht war »Sarah«, ein sanft rockiger Titel mit treibendem Rhythmus, einer Toporgel und sehr guter Gitarrenbegleitung, einschließlich einer leichten Funk-Phase. Das Trio bewies bei diesem zweiten Auftritt im Musikzentrum sehr konstruktive, sensible Zusammenarbeit. Der häufig raumfüllende, nicht zu laute Orgelklang hüllte die Zuhörer gleichsam ein, der Bass vermittelte emotionale Sicherheit, und aufgrund der kreativen Kooperation gab es an Tightness nicht das Geringste auszusetzen. Das Helmut Fischer Orgel-Trio glänzte mit ungewohnten instrumentalen Aktionen - Fischer glitt zuweilen einfach solierend ins Geschehen, Johannes Langenbachs großes Solo in »Full house« kam langsam und konstruktiv entspannt. Fischer und Mayer konnten sich da mühelos einfügen.

Noch ein Glanzlicht war das sehr melodische »Timeline«, mit einem sanften Groove, aber zugstark musiziert. Sehr leises, aber intensives Orgelsolo und ein humorvoller Tempowechsel.

»After you« hielt gleich mehrere Leckerbissen bereit. Mayer spielte eingangs ein harmonisches Geklimper, das sich zu einem wunderschönen akkordigen Solo entwickelte, einem echten Seelentröster. Das folgende Orgelsolo geriet emotional, originell und ästhetisch, die Band glitt im Akkord weiter. Großer Beifall.

Später dann ein Titel von Fischer, »Helmut who?«: das war zackig, knackig und funky, das Trio leuchtete förmlich auf, man spürte Druck und Spannung und einen klaren Fortschritt in der Zusammenarbeit.



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