In alter Zeit zum Zwecke der Beschaffung von »Nahrungsergänzungsmitteln« angelegt, haben die Teiche in Laubachs Schlosspark längst eine andere Bedeutung erlangt. Sind sie doch elementarer Bestandteil eines Ensembles, im 19. Jahrhundert im Stile eines englischen Landschaftsgartens gestaltet, das Einheimische wie Gäste lockt. »Ein Kleinod«, weiß auch Bürgermeister Peter Klug. Von hohem Wert für den Tourismus, für den Park als attraktiver Ort für Veranstaltungen wie Gartenmessen, Lichterfest oder Festivals.
Zehntel der zuvor erwarteten Kosten
Nur ließ die Stadt als Pächter der Anlage weder dem Schwanen- noch dem Inselteich die gebotene Pflege zukommen. Folglich sind die Gewässer verschlammt, drohen gar umzukippen - an heißen Tagen nach Luft schnappende Karpfen zeugen davon.
Nach zwölf Jahren und vielen Diskussionen, so Klug gestern bei einem Ortstermin, werde das Problem jetzt endlich angegangen. Zur Umsetzung gelangt ein Konzept, das der Biologe Dr. Markus Dietz erstellt hat. Laubachs Rathauschef wie auch Celina Gräfin zu Solms-Laubach namens der Parkeigner sowie Ortsvorsteher Günter Haas dankten Dietz ausdrücklich. Aus gutem Grund: Das Sanierungskonzept ist quasi eine Spende des Gonterskircheners, zudem rechnet die Stadt mit einem Aufwand von gut 20 000 Euro, zuvor geplantes Ausbaggern und Entsorgen des Schlammes war auf 250 000 Euro taxiert worden. Ganz abgesehen von den erheblichen Flurschäden, die die schweren Bagger angerichtet hätten.
Was die Ursachen (auch) der Luftnot der Karpfen angeht, stellte Dietz eins vor allem klar: »Fischgewässer mit ihrer vergleichsweise geringen Tiefe bedürfen der regelmäßigen Pflege.« Fehle die, erhöhe sich im Laufe der Zeit durch Eintrag und Sedimentation organischen und mineralischen Materials - Blätter, Fisch- und Entenkot, Futterreste - die Schlammschicht. Gerade beim Schwanenteich sei Jahrzehnte nichts passiert, dürfte sich also eine dicke Schicht aus Faulschlamm verfestigt haben, in der anaerobe oder zumindest sauerstoffarme Bedingungen herrschen. »Besonders bei hohen Temperaturen und sinkender Wasserstände«, so weiter der Biologe, »kann es über dem Sediment zu Sauerstoffzehrungen kommen, da Pflanzenreste und andere organische Stoffe sich unter erheblichen Sauerstoffverbrauch zersetzen.« Heißt: Der Sauerstoffgehalt nimmt ab, der Teich droht »umzukippen«.
Neubesatz auch mit bedrohten Arten
Hinzu trete noch ein hoher Besatz an gründelnden Fischen, vor allem Karpfen, wodurch die Stabilität des Ökosystems weiter verringert würden. Und: Biologische Vielfalt sieht anders aus. Das soll sich nun ändern. Das Sanierungskonzept folgt dabei dem historischen Vorbild der »Sömmerung«: In der heißen Jahreszeit, so Dietz, ließ man die Fischteiche leer laufen und betrieb auf der Fläche oftmals Ackerbau. Schlamm und überzählige Nährstoffe konnten somit sinnvoll genutzt werden.
Sobald es die Witterung zulässt, wird also das Wasser abgelassen - die Tiere kommen zur Fischzucht Wetterfeld, Kooperationspartner dieser »Erholungskur für Fischteiche«.
Nach dem Abtrocknen kann der Schlamm schonend und zugleich kostengünstig mit einem Kleintraktor entfernt werden. Zugunsten der Gewässergüte werden Schilfpflanzen eingesetzt, zudem wird die Uferbefestigung mit Basaltsteinen und Hölzern erneuert. Der kleinere Inselteich dagegen soll »mehr naturbelassen« bleiben.
Nach der Wiederbefüllung der Teiche, auch das Teil des Konzepts, wird für eine größere Artenvielfalt gesorgt: Neben einigen Karpfen, Bitterlingen und Moderlieschen sollen sich auch bedrohte Arten im Schwanenteich wohlfühlen. Apropos: Ist die Sanierung fertig, werden nächstes Jahr auch wieder die namensgebenden Vögel eingesetzt. Ein Spender ist längst gefunden.