20. September 2016, 17:19 Uhr

Gelber-Sack-Verdruss hält an

Gießen (no). Die Schwierigkeit, ohne viel Aufwand an die Gelben Säcke zum Sammeln von Verpackungsabfällen mit dem Grünen Punkt zu gelangen, ist im ländlichen Teil des Kreises schon länger ein brennendes Thema, sorgt dort vehement für Verdruss. Das zeigen unter anderem Leserreaktionen im Nachgang zum »Gelbe Säcke bleiben Aufreger«- Aufmacher vom 14. Mai. Einer der diesbezüglich besonders »Aufgeregten« ist ein (der Redaktion namentlich bekannter) Gonterskirchener, der seit Wochen versucht, frei Haus Säcke geliefert zu bekommen, dabei aber beim eigentlich zuständigen Kreis-Tochterunternehmen »ZR. Die Entsorger« in Telefonwarteschleifen landet oder von der nicht verantwortlichen Kreisverwaltung in Gießen eher unbefriedigende Antworten erhält. Ihm sekundieren nun, wie am Samstag ausführlich zu lesen, auch jene Gießener, die im Rathaus-Bürgerbüro bei der Frage nach Gelben Säcken eine Absage erhielten.
20. September 2016, 17:19 Uhr
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Von Norbert Schmidt


Vier Rollen à 15 Säcke

Dem Mann aus »GoKi« war unlängst von der Abfallwirtschaft der Kreisverwaltung gesagt worden, für November sei ein hoffentlich klärendes Gespräch terminiert. Auf konkrete Nachfrage erfuhr diese Zeitung: Das Gespräch hat bereits stattgefunden zwischen Landbell AG als DSD-Betreiber, ZR als Abfallsammler und Behältnisbereitsteller sowie Landkreis, der hier gewissermaßen die Rolle eines Bürgeranwalts spielt. Ergebnis: Die ZR sei gehalten, so war im Kreishaus am Riversplatz zu erfahren, zügig via Presse die Öffentlichkeit über den Gelbe-Säcke-Nachschub zu informieren. Zugesagt worden sei für November das Austeilen von vier Rollen à 15 Säcken an all jene Haushaltungen, die keine Tonne haben. Aber eben nur an jene!
Grundsätzlich aber sei die Kreisverwaltung nicht die richtige Adresse für Klagen. Die Dualen Systeme agieren nämlich parallel zur kommunalen Abfallentsorgung (Restmüll, Bioabfall, Papier etc.). »Wir sind mit vielem, was bei den Dualen Systemen oder deren Beauftragten läuft oder nicht läuft, nicht einverstanden, können aber keinen Einfluss nehmen«, sagte eine Verantwortliche der Kreis-Abfallwirtschaft auf Anfrage. Dergestalt Schwierigkeiten hätten etliche Landkreise.
Der Gonterskirchener jedenfalls will sich nicht zwingen lassen, seine Gelben Säcke bei der ZR in Großen-Buseck abzuholen. »60 Kilometer hin und zurück … – und wie soll das jemand bewältigen, der nicht motorisiert ist? Alles keine Lösung.« Dabei habe man doch die Entsorgung bereits mit dem Kauf verpackter Waren bezahlt.
Ein sogenannter Knackpunkt im ganzen Disput: Kreisbürger können zwischen Tonne oder Sack wählen – sie tun dies mit einer Deutlichkeit, die eine kurzfristige Lösung erschwert. Fifty-fifty! Siegfried Rehberger vom Kreispartner Remondis, seit gut eineinhalb Jahren ZR-Geschäftsführer, bleibt bei seiner grundsätzlichen Forderung: »Nur ein System – Sack oder Tonne!« Aus ökologischen Gründen besser Tonne. Europaweit agiere man gegen die inflationäre Verwendung von Plastiktüten. »Der Einzelhandel beschließt, die Ausgabe der Tüten auf allen Ebenen entgeltlich zu machen, (…) und wir verteilen schon im ersten Halbjahr deutlich mehr Säcke als letztes Jahr – und haben immer noch keine Ruhe in der Bevölkerung.« Letztlich werde man auf Kosten von 180 000 Euro kommen; doppelt so viel wie kalkuliert.
Sehr zahlreich und meist deutlich sind die Reaktionen auf den Bericht der Stadtredaktion vom vergangenen Samstag. Michael Haase etwa kommentiert auf Facebook, dies sei »ganz milde ausgedrückt eine riesengroße Schw…, da die Firma ZR GmbH zurzeit nicht in der Lage ist, gelbe Tonnen zu liefern.« Er warte schon über drei Monate auf eine gelbe Tonne und werde bei telefonischen Rücksprachen immer mit dem Argument vertröstet, der Hersteller könne nicht liefern. »Soviel zu diesem Thema.«
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