Wenn Sporttrainer ihre Taktiktafel zücken, dauert es meistens etwas länger, bis man sich wieder bewegen darf. Nicht so bei Olof Dandanelle. Alles läuft alles rasend schnell, genau wie der Sport, den der Schwede seiner Mannschaft vermittelt. Eine Ansage genügt, um die Aufmerksamkeit der Spieler von Regionalligist Floorball Butzbach zu bekommen. Die Übung ist schnell erklärt, kurze Zeit später fliegen die löchrigen Bälle in einem Affenzahn durch die Halle.
Floorball ist ein schneller, technisch anspruchsvoller Sport, bei dem im Vergleich zum Eishockey aber die Physis keine große Rolle spielt. Gemeinsamkeiten mit dem weitaus populärerem Sport auf dem Eis sieht Walter Doornveld »höchstens in der Strategie, aber auch da nur bedingt, weil es im Floorball kein Abseits gibt«.
Doornveld ist Niederländer und wuchs in der Schweiz auf. Dort kam er zum Floorball. Als Doornveld 2004 in Butzbach seine neue Heimat fand, fuhr er zunächst nach Frankfurt, um Floorball zu spielen. »Ich dachte mir, dass es doch auch möglich sein muss, in Butzbach einen Verein zu gründen«, sagt Doornveld, der das Vorhaben in die Tat umsetzte. Am Anfang wurde in Bad Nauheim trainiert. Seit 2010 gibt es mit Floorball Butzbach eine Abteilung beim TSV Griedel.
Aber auch die Floorballer haben im Schatten des großen Volkssports zu kämpfen: »Der lokale Fußball frisst alles an Sponsoren ab, selbst die Handballer haben schon Probleme, Geldgeber zu finden«, sagt Doornveld. Ohne Vitamin B gehe bei der Sponsorensuche gar nichts, dafür sei Floorball zu sehr Randsportart. Obwohl, das fügt der Butzbacher Floorball-Pionier an, bei Derbys gegen Ebersgöns bis zu 250 Zuschauer kommen.
In der Schweiz, so erzählt er, sei das anders. »Da werden einzelne Spiele vor 10 000 Zuschauern gespielt und im TV übertragen. Dort ist Floorball nach Fußball und Eishockey die Nummer drei.« Eine große Nummer ist der Sport auch in Skandinavien. »Dabei kannte das in Schweden vor zehn Jahren auch kaum ein Mensch«, sagt der Schwede. Populär wurde es über den Schulsport, von 1991 bis 2002 organisierten sich über 100 000 Leute im nationalen Verband – so viele wie beim Eishockey.
In Deutschland ist ein solcher Boom aber unwahrscheinlich. Im nationalen Vergleich liegt Hessen im Mittelfeld. Immerhin gibt es hier eine eigenen Regionalliga. Die Hochburgen liegen aber im Osten und Norden der Republik. »Aus eigener Kraft kann in Hessen kein Verein 2. Liga spielen. Das geht nur, wenn Spieler von außerhalb dazukommen«, sagt Dandanelle.
»Von außerhalb« bedeutet beispielsweise auch aus dem europäischen Norden. In der aktuellen Mannschaft spielen vier Skandinavier, die teilweise aus dem Frankfurter Raum kommen und den Weg auf sich nehmen, »gutes Floorball-Niveau zu spielen«. Davon profitieren die Butzbacher in allen Bereichen.
Von der U7 bis zur U13 haben die Butzbacher durchgehend Jugendmannschaften im Spielbetrieb, Mädchen und Jungs spielen gemeinsam. Nächste Saison soll eine U15 hinzukommen.
Übrigens: Mit dem EC Bad Nauheim sei man zwar nicht im Austausch, eine erste Annäherung gab es aber in den sozialen Medien. Im Rahmen des Pokal-Finalturniers der Floorballer in Berlin spielte eine heimische Mannschaft gegen Eishockey-Legenden. Auf ihrer Facebook-Seite forderten die Butzbacher die Roten Teufel heraus. Eine Antwort steht noch aus.