29. August 2018, 11:16 Uhr

Gastro-Tipp

Gastro-Tipp des Monats: Hier hätte fast das Gebälk gekracht

Im Deutschen Haus in Bad Nauheim wird mit Apfelwein mehr Umsatz gemacht als mit Bier. Dass die Theke überhaupt noch offen ist, haben die Inhaber vielen Helfern zu verdanken. Fast hätte es im Gebälk gekracht.
29. August 2018, 11:16 Uhr
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Von Dagmar Bertram

Hauptstraße 56 · Bad Nauheim · www.deutscheshaus-badnauheim.de

Bist du krank an Herz und Nieren, wird Apfelwein dich bald kurieren.« Wie oft der Äppler im »Deutschen Haus« schon auf diese Weise gewirkt hat, ist nicht überliefert. Es wird viele, sehr viele Male gewesen sein. Die Wirtschaft ist das älteste Apfelweinlokal in Bad Nauheim: 1882 wurde in dem 1650 erbauten Hof das erste Mal Apfelwein gekeltert. Welche Bedeutung das hessische Nationalgetränk für die Kneipe hat, lässt sich nicht nur an der Inschrift auf einem der vielen Balken in der urigen Kneipe ablesen, sondern auch am Umsatz. Bier geht gut, sagt das Wirtsehepaar Ruth und Dieter Jäckel – doch Äppler geht besser.

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Für das Treffen nach Feierabend gibt’s aber noch mehr als nur zu trinken. Ruth Jäckel steht selbst in der Küche, um die Gäste zu verpflegen. Es riecht wie zu Hause bei Mama oder Oma – und es schmeckt auch so gut. Der »Stramme Max« (6,80 Euro), ein Spiegelei auf Brot mit Schinken, kommt liebevoll angerichtet auf einem Holzbrett in Schweinchenform daher. Das Rezept für den Wurstsalat (6,50 Euro mit Brot und Butter, 9,50 Euro mit Bratkartoffeln) hat die Köchin aus ihrer badischen Heimat mitgebracht: Die Fleischwurststreifen werden mit einem würzig-scharfen Essig-Öl-Dressing serviert.

Viele Spenden für Sanierung

Seit 1981 schon betreibt Familie Jäckel das »Deutsche Haus«, zunächst als Pächter, seit 1996 gehört es ihnen. Kürzlich wollten sie schon an den Ruhestand denken, als sich bei Arbeiten am Außenputz herausstellte, dass das Gebälk des Fachwerkgebäudes morsch ist. Eine aufwändige Sanierung war nötig. Viele Bad Nauheimer spendeten, um die denkmalgeschützte Traditionsgaststätte zu retten – nun ist es geschafft.

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»Die Renovierung hat schon einiges ausgemacht«, erzählt Ruth Jäckel. Sie ist glücklich, dass mit der Instandsetzung des fränkischen Hoftors die Sanierung vor Kurzem endgültig abgeschlossen werden konnte. Nun kann der Betrieb wie gewohnt weitergehen. Die Familie bewirtet viel Stammpublikum – »vor allem Nauheimer«, erzählt Dieter Jäckel. Auch einige Vereine treffen sich jede Woche zum Stammtisch im »Deutschen Haus«. An einem Tisch steht zum Beispiel eine Tafel mit verschiedenen Seemannsknoten. »Das ist der Platz des Marine-Stammtischs«, erklärt der Wirt.

Liebevolle Details

Überhaupt die Einrichtung. Überall lassen sich liebevolle Details entdecken, seien es die Balken mit Inschriften, sei es die Tischplatte, die mit Hunderten Banderolen von Zigarren dekoriert ist, oder die in Blei eingefassten Fensterscheiben, die zum Beispiel den Nauheimer Ludwigsbrunnen zeigen.

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Einfallsreichtum zeigt nicht nur Dieter Jäckel bei der Dekoration, sondern auch seine Frau in der Küche. So steht typisch hessisches Essen nicht nur in Reinform auf der Speisekarte, sondern auch mal abgewandelt: Empfohlen sei hier nur der mit Schinken umwickelte und im Bierteig gebackene Handkäs, der mit Grüner-Soß-Dip und Salat gereicht wird (6,80 Euro).

 

Im Überblick

Sitzplätze: 60 innen/60 außen

Küche: Deutsch

Spezialitäten: Hessisches: Schäufelchen, Rippchen, Sülze und natürlich Handkäs

Öffnungszeiten: täglich ab 17 Uhr, sonntags zusätzlich von 10 bis 14 Uhr, mittwochs Ruhetag

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