»Wer bei mir isst, soll sich hinterher aus dem Lokal rollen«
Das spanische Lokal »Südwinde« hat sich in Gießen etabliert. Dabei wäre nach einem Trauerfall beinahe Schluss gewesen. Nur ein Kundenwunsch macht den Betreibern Probleme.
01. Februar 2018, 11:54 Uhr
Von Katharina Ganz
»Hier gehst du zu Freunden essen«, sagt Robin Winter, der für den Service im »Südwinde« zuständig ist und die Inhaberin unterstützt. Damit hat er recht. Denn auch wenn man zum allerersten Mal das kleine spanische Lokal an der Liebigstraße betritt, fühlt man sich direkt willkommen. »Dass sich unsere Gäste wohlfühlen, ist uns sehr wichtig«, erklärt er.
Seit Anfang des vergangenen Jahres steht das »Südwinde« unter der Leitung von Giulia Marchesi-García. Spanische Spezialitäten kann man dort aber schon seit rund viereinhalb Jahren genießen. Marchesi-Garcías Eltern eröffneten das »Südwinde« 2013, wo sie zunächst gemeinsam mit ihrer Mutter in der Küche stand. Nach dem Tod des Vaters Ende 2016 wollten sie das Lokal schließen, aber Freunde, darunter Winter, ermutigten Marchesi-García dazu weiterzumachen. Seitdem kocht die junge Frau allein für ihre Gäste. Die mediterrane Küche liegt ihr im Blut, ist sie doch die Tochter eines Italieners und einer Spanierin. »Ich liebe das Essen«, schwärmt Marchesi-García. Aufgewachsen ist sie in Katalonien, genauer in Sant Sadurní d’Anoia.
»Wer zum ersten Mal zu uns kommt, sollte die Tapas-Platte probieren«, sagt Winter. Bei 25 Euro pro Person muss der ein oder andere vielleicht erst mal schlucken. Aber wenn man sieht, wie sich der Tisch nach und nach mit 16 verschiedenen, frisch zubereiteten Spezialitäten füllt, erscheint der Preis angemessen. An der Menge wird auch nicht gegeizt. »Wer bei mir isst, soll sich hinterher aus dem Lokal rollen«, sagt Marchesi-García und lacht. Bei der Platte für zwei könnte auch locker ein Dritter mitessen. In den typischen Schälchen, auf Schiefertafeln und Holzbrettchen vereint sich alles, das Tapas-Herzen höher schlagen lässt: Selbst eingelegte Oliven, geröstete Mandeln, Manchego-Käse, frittierte Calamari und Sardellen mit frischer Zitrone, mit Mandeln gefüllte Datteln im Schinkenmantel, spanische Bratpaprika, frische Guacamole mit fruchtigen Tomatenstücken, mit Hähnchenfleisch gefüllte Kroketten, Garnelen in Knoblauchöl und die typischen Albondigas, Hackfleischbällchen in Tomatensoße, dazu Patatas bravas, die obligatorischen Bratkartoffeln. Die Tapas variieren, aber alle sind mit viel Liebe zubereitet, versichern die Gastronomen. Dazu wird kein schnödes Weißbrot gereicht, wie häufig üblich, sondern frisch aufgebackenes, warmes Bauernbrot. Gemeinsam mit der hausgemachten Aioli oder Romesco-Soße einfach göttlich.
»Bei uns wird niemals Tüten- oder Tiefkühlware angeboten. Jeden Tag kaufen wir frisch ein«, verspricht Winter. Wir bemühen uns auch allen Kundenwünschen gerecht zu werden«, sagt Marchesi-García. »Wir bereiten glutenfrei zu, eine Nussallergie oder vegane Kost sind auch kein Problem«, erklärt sie. Die einzigen Schwierigkeiten machten die »ohne-Knoblauch«-Wünsche. In der spanischen Küche ist die Knolle nämliche eine der Hauptzutaten.
Info
Was es kostet
Die günstigsten Tapas sind ab 3,50 Euro zu haben, die teuerste Paella kostet 18,50 Euro. Ein Glas Wein gibt es für 5 Euro, 0,5 Liter hausgemachte Sangria für 9,50 Euro. Somit keine regelmäßige Anlaufstelle für den studentischen Geldbeutel, aber ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall. Und danach kann man sehr zufrieden und satt in die Innenstadt rollen.