Der 25-jährige Gießener Marc-André Buarque, der mit den Gießen Golden Dragons auf Platz vier der zweiten Liga landete, steht für klare Worte: »Beim Football musst du schlauer sein als beim Fußball«, sagt er genauso überzeugt wie: »In dieser Saison wäre noch viel mehr drin gewesen.«
Herr Buarque, bis zu Ihrem 19. Lebensjahr haben Sie in der Kreisliga Fußball gespielt und sind dann zum Football gewechselt. Warum sind Sie dort geblieben?
Marc-André Buarque: Beim Football bist du wirklich ein Team. Es geht nicht um die individuelle Leistung. Im Football gibt es kein Nachtreten oder Schauspiel. Es ist ein harter Sport, klar, aber innerhalb der Regeln und der Technik, die einen gesund bleiben lässt. Viele können beim Football ihre Aggressionen rauslassen. Wenn sie sich dann abends beruhigt auf die Couch setzen, ist doch alles okay. Außerdem muss man beim Football schlauer sein als beim Fußball.
Beim Betrachten der Kolosse, die sich Spielzug für Spielzug gegenseitig die Köpfe einrennen, fällt es schwer, das zu glauben.
Buarque: Man stuft Footballer gerne als muskelbepackte Dummköpfe ab – das Gegenteil ist der Fall. Man braucht einen gewissen IQ, um zu wissen, was man machen muss. Alle Spieler der National Football League (NFL) haben einen College-Abschluss. Beim Laufspiel muss jeder wissen, wen er blockt. Denkst du nicht nach, bricht sich dein Runningback vielleicht den Fuß.
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In dieser Saison konnten sich die Dragons-Spieler aufeinander verlassen. Platz vier ist eine gute Ausbeute oder?
Buarque: Im zweiten Zweitligajahr sind wir weiter oben im Mittelfeld gelandet – angesichts der finanziellen Mittel sind wir damit absolut zufrieden. Zum Schluss ging uns die Puste aus. Wenn die Mannschaft über die ganze Zeit komplett gewesen wäre, dann wäre viel mehr möglich gewesen.
Sie selbst haben als Kicker, der für Kickoff, Punt und Field Goal zuständig ist, überzeugt. Wie nervös sind Sie vor so einem Field Goal, wenn es um etwas geht?
Buarque: Wenn es ein entscheidender Kick ist, bin ich sehr nervös, weil du weißt, dass alle Blicke auf dich gerichtet sind. Schlimm ist das, wenn du noch draußen stehst und weißt, dass gleich alles von dir abhängt. Sobald ich auf dem Platz stehe, geht’s. Im Spiel gegen Ravensburg waren wir beim Stand von 31:31 durch ein Field-Goal-Versuch dem Sieg nahe, aber der Ball flog nicht weit genug. So etwas knickt einen schon.
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Zum Saisonabschluss ist das Team verletzungsgeschwächt 450 Kilometer nach Fürstenfeldbruck gefahren, um sich eine Klatsche abzuholen.
Buarque: Das zeigt unsere Einstellung. Wir zahlen einen Monatsbeitrag dafür, dass wir spielen. Und wenn sich am Samstag die Frage stellt: Familie oder 1000 Kilometer Hin- und Rückfahrt für ein Footballspiel, sagen viele: Ich möchte mich duellieren. Das hat mit der Ehre sich selbst gegenüber zu tun. Und viele wollen eben für eine kurze Zeit im Jahr die Action. Sven Nordmann