Sandra und Benjamin sind neu in der Stadt. Die Studenten setzen sich an die Lahn, werfen einen Grill an. Dann tippen sie in ihr Handy. Kurz darauf gesellen sich andere dazu, bringen Bier und Würstchen mit. Sie kennen sich alle nicht – und haben sich doch verabredet, mithilfe der App »Bashtag«. Drei Gießener haben die mobile Anwendung entwickelt.
Wir bringen Leute per Smartphone zu echten Treffen zusammen
Moritz Hofmann
»Wir bringen per Smartphone Leute zu echten Treffen zusammen«, erklärt Moritz Hofmann, einer der Gründer der App. Die Funktion der Anwendung ist simpel: Nutzer sehen auf einer Karte im Umkreis von 15 Kilometern, wo in der Nähe gerade etwas los ist. Die Markierungen in der App nennen sich »Bashtags«. Will man an einer Party teilnehmen, tritt man per Klick bei und macht sich auf den Weg. Über die App kann man mit den anderen Teilnehmern der Party auch per Chat in Kontakt treten. Nach sechs Stunden verschwindet der »Bashtag« automatisch wieder von der Karte.
Jeder Nutzer kann außerdem selbst Partys oder andere Veranstaltungen auf der Karte eintragen. David Handrick nennt Beispiele: »Sie sind auf einer Hochzeit und markieren einen Bashtag. Alle Hochzeitsgäste, die die App installiert haben, können dem Bashtag beitreten. Sie unterhalten sich dann im Chat und tauschen Bilder der Feier aus.« Dabei haben sie weder Handynummer noch E-Mail-Adresse der anderen. So erschafft die App ein soziales Netzwerk auf Zeit, das sich nach sechs Stunden wieder auflöst. Die Nutzer sehen im Chat einzig Namen und wahlweise ein Profilbild der anderen.
Anwendung bei Musikfestivals
Handrick nennt ein weiteres Beispiel: »Studenten sitzen in einer Uni-Vorlesung. Einer setzt einen Bashtag – und alle im Hörsaal, die die App nutzen, können sich austauschen.« Auch bei Musikfestivals oder für Treffen von Kollegen in der Mittagspause sei die App hilfreich, erklärt Handrick.
Hofmann, Handrick und Nico Funk sind die kreativen Köpfe hinter der App. »Auf die Idee bin ich im September 2016 in einem Hostel in Kapstadt gekommen«, berichtet Funk. »Es herrschte eine typische Hostel-Atmosphäre: Keiner kannte sich, aber alle waren locker drauf«. Er habe sich die Frage gestellt: »Wie ist es möglich, Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen, die am gleichen Ort zusammengekommen sind, eine Plattform zur Kommunikation zu bieten, ohne dass Kontaktdaten ausgetauscht werden müssen?« Ein Jahr hätten sie an der App gearbeitet, berichtet der 29-Jährige, der sein Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Justus-Liebig-Universität abgeschlossen hat. Hofmann studiert an der THM Bauingenieurwesen. Handrick hat gerade sein BWL-Studium an der THM abgeschlossen. Technisch realisiert wurde Bashtag von der Gießener Agentur »gyse media«.
App funktioniert überall
Am Dienstag haben die drei Gießener ihre App im Restaurant »heyligenstaedt« erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Mit der Anwendung hätten sie in Gießen zwar begonnen, sagt Funk. »Die App funktioniert aber überall. Wir haben es zum Beispiel schon auf Mallorca probiert.« Bashtag sei in jeder Stadt umsetzbar, erklärt auch Hofmann. Ein Ziel sei, von Gießen aus mit der App zu wachsen.
Zum Start am Dienstag waren 66 aktive Nutzer in der App registriert. »Wir hoffen, dass sich die Zahl vervielfacht«, erklärt Hofmann. Die App steht für iPhones sowie für Android-Handys zum Download zur Verfügung.
Aus dem Englischen übersetzt bedeutet »bash« eine heftige Feier, »tag« heißt Markieren – daher der Name für die App. Stellt sich die Frage, wie die Gründer mit der Anwendung Geld verdienen wollen. »Die App wird auf jeden Fall kostenfrei bleiben«, sagt Moritz Hofmann. »Wir wollen aber später mit Lokalen kooperieren. Diese können dann gegen Entgelt Bashtags in unserer App setzen. Die App zum Download gibt's hier.