30. April 2018, 11:15 Uhr

WG-Flohmarkt

"Mein liebstes Hobby" – WG-Flohmarkt-Macherin Laura Jax im Interview

Zum WG-Flohmarkt am 5. Mai verwandeln sich Gießens Wohnungen, Höfe und Gärten in einen riesigen Trödelmarkt. Im Interview spricht Organisatorin Laura Jax über ihr erstes Mal WG-Flohmarkt und den Reiz am privaten Trödeln.
30. April 2018, 11:15 Uhr
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Von Eva Diehl
WG-Flohmarkt-Organisatorin Laura Jax (Foto: Snork Enterprises)

Wie so viele junge Bewohner dieser Stadt ist Laura Jax als Studentin nach Gießen gekommen. Für ihren Job als Texterin in der Werbebranche ist sie im letzten Jahr in die Hafenstadt Hamburg gezogen. Doch etwas von ihr ist in der Stadt ohne Meer geblieben: Der WG-Flohmarkt. Als Studentin hat sie 2012 zusammen mit Freunden den ersten öffentlichen Trödelmarkt in privaten Wohnungen und Grundstücken auf die Beine gestellt. Auch am 5. Mai organisiert sie das kleine Festival, so wie seither in jedem Jahr. Mit Ausstellungen, Cocktailbars, Konzerten und einer gemeinsamen Abschlussparty ist der WG-Flohmarkt zu einem Festival geworden und ein Highlight – nicht nur im mittelhessischen Studentenleben. Nun ist das Gießener Fest ein Exportschlager.

 

WG-Flohmarkt
WG-Flohmarkt (Foto: Patrick Welter , Sebastian Völkel)

Was findest Du reizvoll daran, in privaten Wohnungen, Hinterhöfen und Gärten zu trödeln?

Laura Jax: Es schafft eine unglaublich familiäre Atmosphäre und bringt fremde Leute viel schneller ins Gespräch und ins Kennenlernen. In keinem Club oder keiner Bar wird so viel miteinander gequatscht, gefeiert und gescherzt wie auf einer WG-Party, einem gemeinsamen Gartengrillen oder eben auf dem WG-Flohmarkt.

Wir hatten auch schon eine Tanz-Performance in einem leer stehenden Swimming-Pool

Laura Jax, Organisatorin

 

Was ist am WG-Flohmarkt noch anders als an einem »normalen« Flohmarkt?

Jax: Dass es nicht nur Schnäppchen gibt, sondern wahre Erlebnisse. Es ist unglaublich, was sich die WGs jedes Jahr einfallen lassen. Neben herrlicher Deko, Konzerten, Lesungen und Kunstausstellungen hatten wir auch schon eine Tanz-Performance in einem leer stehenden Swimming-Pool, einen Tai-Chi-Workshop in einem Garten, und und und. Wirklich hinter jeder Tür gibt’s was neues zu erleben und noch nicht mal wir als Organisatoren wissen, was genau. Das macht es für uns ja auch so spannend.

 

Wie wählt Ihr die Teilnehmer aus? Lehnt Ihr auch Bewerber ab?

Jax: Nachdem es in den letzten Jahren immer mehr Teilnehmer wurden, haben wir uns dazu entschlossen, die Teilnahme zu begrenzen. Einfach aus dem Grund, weil es dann zu viele WGs werden und sich die Besucher zu sehr verteilen. Das bedeutet, jede einzelne WG bekommt viel weniger Besucher und das ist natürlich super schade, denn jede WG gibt sich immer so unglaublich viel Mühe. Wir hatten in einem Jahr über 50 Teilnehmer und das war leider nicht so cool, wie es auf den ersten Blick klingt. Die WGs haben sich über zu wenig Gäste beklagt und das hat man auch an der Stimmung gemerkt. Seitdem begrenzen wir die Anmeldung in Gießen auf 30 WGs. Das System dazu ist ganz einfach: Wer zuerst kommt, trödelt zuerst.

 

Trödeln in der ganzen Stadt beim WG-Flohmarkt
(Fotos: Patrick Welter, Sebastian Völkel)

Was war Dein bestes WG-Flohmarkt-Erlebnis?

Jax: Das war der erste WG Flohmarkt. Als ich wildfremde Leute mit WG-Flohmarkt-Plänen durch die Stadt laufen sah, die zu meinem Event gegangen sind und einen riesigen Spaß dabei hatten – krasses Gefühl.

 

Wie kam es zu der Idee, 2012 den ersten WG-Flohmarkt zu machen?

Jax: Es war während Gießen kocht! – ich glaube 2011. Ich saß mit meiner Kochpartnerin und unseren Gästen in unserer Küche. Wir haben darüber geredet wie cool Flohmärkte sind, aber wie doof es ist, dass man immer so früh aufstehen, sich mit anderen Leute um die besten Plätze streiten und Standgebühren bezahlen muss. Und irgendwann kamen wir dann auf die Idee, dass man so was auch mal in WGs machen könnte… ich habe den Gedanken ein paar Wochen länger mit mir rumgetragen und im Februar 2012 war es dann so weit – ich hab es einfach mal ausprobiert.

 

Wir haben getestet, ob es ein Gießener Phänomen ist oder auch in anderen Städten funktioniert. Und es hat funktioniert

Laura Jax, Organisatorin

Du lebst mittlerweile in Hamburg, kommst aber für die Organisation des WG-Flohmarkts nach Gießen zurück. Warum machst Du Dir diese Arbeit?

Jax: Weil ich Gießen immer noch sehr verbunden bin. Es ist meine Wahlheimat und der WG-Flohmarkt ist mein liebstes Hobby.

 

Der WG-Flohmarkt in Gießen ist so erfolgreich, dass er in diesem Jahr auch nach Bielefeld exportiert wurde. Wie kommt das?

Jax: Wir haben den WG-Flohmarkt 2016 schon einmal in Kiel veranstaltet, um zu testen, ob es ein Gießener Phänomen ist oder auch in anderen Städten funktioniert. Und es hat funktioniert, und wie! Nun haben mich zwei Mädels aus Bielefeld angesprochen – eine davon ist in der Umgebung von Gießen aufgewachsen – und wollten auch einen WG-Flohmarkt in ihrer Uni-Stadt Bielefeld machen. Und jetzt machen wir das zusammen. Die Kombination ist super. Wir mit unserer Erfahrung zum Konzept und der Vermarktung und so weiter. Und die beiden Mädels als Expertinnen vor Ort.

 

Sind weitere Städte geplant?

Jax: So wie es aussieht Landau, Kiel und eventuell sogar Kassel. Aber das steht noch nicht fest.

 

Info

Die wichtigsten Infos im Überblick

Was ist ein WG-Flohmarkt?

Der WG-Flohmarkt ist ein Festival, das nicht an einem Ort stattfindet, sondern in der ganzen Stadt. 30 Wohngemeinschaften präsentieren Flohmarktstände oder andere Events von Konzert bis Cocktailbar. Wo die teilnehmenden WGs genau zu finden sind, steht im Trödelstadtplan oder in einer interaktiven Karte unter www.wg-flohmarkt.de.

Wie läuft das ab?

Am 5. Mai öffnen die teilnehmenden WGs ihre Türen von 16 bis 22 Uhr. In dieser Zeit können Besucher von Haus zu Haus wandern, stöbern und sich unterhalten. Ab 22 Uhr findet eine After-Show-Party im ehemaligen Keller Theatre im US-Depot für alle Teilnehmer und Gäste statt.

Darf ich einfach so in fremde Wohnungen?

Ja. Die teilnehmenden WGs haben sich bei ihrer Anmeldung ausdrücklich bereit erklärt, für die Zeit des WG-Flohmarkts ihre Türen für Besucher zu öffnen. Die Gäste dürfen also einfach in die im Trödelplan eingezeichneten privaten Häuser und Wohnungen gehen. Übrigens hat die Anmeldung nach nur vier Tagen schon geschlossen. Dann war die Teilnehmerzahl von 30 erreicht.

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