Mit ihrem Retro-Sound bringt die Rockband Snakebite die 80er zurück. Vor ihrer Show am 23. November im Scarabée spricht der Gießener Frontmann Dominik Wagner über Rockstar-Manieren, Fans und die Scorpions.
24. September 2018, 15:02 Uhr
Von Eva Diehl
Giftig-rockige Mischung aus Gießen und dem Ruhrpott (v. l.): Julian Fischer (Schlagzeug), Dominik Wagner (Gitarre, Gesang), Chris Van Kough (Gitarre) und Alex Lacroix (Bass).(Foto: pm)
Was verbindet einen Juristen, einen Germanisten, einen Erziehungswissenschaftler und einen Gitarrenverkäufer? Die Antwort lautet: Rockmusik. Zumindest im Falle der Band Snakebite um Gießener Dominik Wagner. Mit ordentlich Biss bringen sie im Jahr 2018 die 80er zurück. Auf ihrer Herbst-Tournee rocken sie am Freitag, 23. November, den Gießener Studentenkeller Scarabée.
Schon mal in echter Rockstar-Manier ein Hotelzimmer demoliert?
Dominik Wagner: Ich bin nicht stolz darauf, aber leider ist uns das wirklich schon passiert (lacht). An jenem Abend sind wir in einem echt schicken Hotel untergekommen. Darüber haben wir uns sehr gefreut, denn sonst landen wir auf Tour schon mal auf dem Sofa des Veranstalters. Für unsere Shows sprühen wir uns immer ein Schlangenmuster auf die Arme und das färbt gerne mal ab – so war’s leider auch an diesem Abend. Ein Bandmitglied hat sich nach dem einen oder anderen Freigetränk an der Wand im Hotel abgestützt und dabei schwarze Spuren hinterlassen. Auch sonst haben wir uns an dem Abend nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Im Flur stand ein Schlagzeug zur Dekoration, das natürlich mitten in der Nacht ausprobiert werden musste. Außerdem ist der Fernseher eines Zimmers irgendwie im Bad gelandet.
Wie groß sind eure Shows?
Wagner: Das reicht von Festivals oder Support-Shows mit mehreren Tausend Zuschauern bis zu kleinen Kneipenkonzerten mit rund 100 Gästen. Unsere größten Konzerte waren eine Support-Show für die amerikanische Metal-Band W.A.S.P. und eine Tour mit der deutschen Rock-Legende Bonfire. Manchmal sind es aber auch die kleinen Shows mit dem engen Kontakt zum Publikum, die am längsten in Erinnerung bleiben. Aber eigentlich ist es egal, ob ganz groß oder ganz klein – unterwegs zu sein, Shows zu spielen und Leute zu treffen, ist für uns das Beste am Musikmachen.
Frontman aus Gießen: Dominik Wagner.
Wieso spielt ihr mit Snakebite im Jahr 2018 Hardrock der 80er Jahre?
Wagner: Das passt eigentlich ganz gut, weil wir alle in den 80er Jahren aufgewachsen sind. Die Musik haben wir quasi mit der Muttermilch aufgesogen und lassen sie jetzt wieder aufleben. Mit einem Großteil der aktuellen, vor allem elektronischen Musik können wir nicht viel anfangen. Bei Hardrock ist alles noch irgendwie handgemacht und das Lebensgefühl der 80er Jahre hat etwas Unbeschwertes und Vertrautes.
Sind eure Fans dann auch noch aus den 80ern übrig oder eher jüngere Leute mit Retro-Faible?
Wagner: Das umreißt es eigentlich ganz gut (lacht). Unser Publikum besteht zu einem Teil aus Leuten, die die 80er live miterlebt haben und jetzt immer noch für diese Musik brennen. Oft kommen nach dem Konzert Leute um die 50 zu uns und sagen: Eure Musik versetzt mich zurück in meine Jugend. So ein Feedback ist einfach toll. Je nachdem, wo wir spielen, sind aber auch viele junge Leute im Publikum, die den 80ies Hardrock gerade erst für sich entdeckt haben.
Habt ihr Vorbilder?
Wagner: Ja. Das sind vor allem Rockbands aus dem englischsprachigen Raum. Die Band Kiss etwa hat uns mit ihrer Musik, aber auch ihrer energiegeladenen Bühnenshow und ihrem extravaganten Outfit sehr begeistert. Auch Judas Priest hat uns sehr beeinflusst. In Deutschland sind solche Bands eher rar gesät. Da würde ich noch am ehesten die Scorpions nennen.
Welchen Jobs geht ihr abseits der Rockmusik nach?
Wagner: Das fragen uns die Leute nach Konzerten auch oft. Viele können sich gar nicht vorstellen, dass wir mit unseren Bühnen-Outfits überhaupt normale Jobs finden. Aber das ist nicht der gleiche Look, mit dem wir täglich zur Arbeit gehen. Den Job mit dem größten Rock’n’Roll-Anteil hat unser Gitarrist Chris. Er arbeitet in einem Musikgeschäft und verkauft Instrumente. Unser Bassist Alex ist Jurist. Das ist auch ziemlich praktisch, denn so kann er unsere Verträge prüfen. Julian, der Schlagzeuger von Snakebite, ist Germanist. Er hat daher einen guten Blick für Texte. Und ich bin Erziehungswissenschaftler. Das hat zwar nicht so großes Hardrock-Potenzial, aber vielleicht steckt auch etwas Pädagogisches darin, die Leute von der Bühne aus mitzureißen (lacht).
Ist es nicht schwierig, die Band neben dem Job zu organisieren – auch weil ihr von Gießen bis Essen über gut 200 Kilometer verstreut wohnt?
Wagner: Ja. Ich lebe in Gießen, die anderen Jungs im Ruhrgebiet. Aber das klingt wahrscheinlich schlimmer als es ist. Wir können sehr viel über das Internet organisieren. Viele Absprachen treffen wir in einer geschlossenen Chat-Gruppe. Unser Set übt jeder regelmäßig zu Hause und Ideen für neue Songs nehmen wir oft ebenfalls zu Hause auf und schicken sie dann digital an alle Bandmitglieder. So treffen wir uns nicht jede Woche im Proberaum und die Band ist ganz gut mit dem Job vereinbar. Unser Proberaum ist in Hagen. Dort wohnt allerdings keiner von uns. Wir haben den Ort nur ausgewählt, weil er immerhin grob vom Ruhrpott aus Richtung Gießen liegt. So muss ich nicht so weit fahren.
Was erwartet eure Fans rund um euer neues Album »Rise of the Snake«?
Wagner: Zum einen natürlich straighten 80er Jahre Hardrock. Es gibt Songs zum Mitsingen wie »Two desperate hearts«, zum Headbangen wie »Run fast«, aber auch Balladen wie »Beyond the rust«. Die Videoclips zu den letzten zwei Songs sind übrigens in Hessen gedreht. Die neuen Songs gibt’s natürlich auch live zu hören. Wir sind im Herbst auf Tour in Deutschland, aber auch in Europa, zum Beispiel Holland und Belgien. Nächstes Jahr geht’s weiter mit Shows in Frankreich und Italien. Aber natürlich lassen wir auch Gießen nicht aus. Das ist immerhin die Stadt, aus der ich komme und mit der mich auch sehr viel verbindet. Auf das Konzert im Scarabée freuen wir uns alle sehr.
Info
Der ultimative Hardrocker-Check mit Snakebite
Rockt:
Headbangen
Eine Gitarre von einem Bass unterscheiden können
LPs und CDs sammeln
Einen gesunden Bierdurst haben
Kleine, lokale Konzerte besuchen
Slayer!
Rockt nicht:
Schunkeln
Playback mit live verwechseln
Die Top 20 von Spotify abfeiern
Den Kneipenabend mit Wasser verbringen
Über hundert Euro für einen Sitzplatz bei Guns’n’Roses ausgeben
H&M-Shirts von Bands tragen, die man noch nie gehört hat