Im Interview spricht der 28-jährige Dennis Weyel über sein Lieblings-Hobby, das Skateboardfahren, und verrät bei einer Gerstensaft was auf seiner To-Do-Liste des Lebens steht.
SKATEBOARDING
Ist Skateboard fahren nicht nur was für Kinder?
Nein. Skaten ist sogar eher eine Sportart für Erwachsene. Wobei es eigentlich viel mehr als nur eine Sportart ist. Es ist ein Lebensstil.
Was gefällt Ihnen am Skaten?
Der Style und das Abhängen mit Freunden. Außerdem finde ich gut, dass es keine Trainingszeiten gibt. Du bist dein eigener Herr und kannst fahren wann und wohin du willst. Ich gehe zum Beispiel gerne am Wochenende in den Skatepark oder in die Halle, die wir hier in Gießen haben. Das Coole ist aber, dass es auf der ganzen Welt funktioniert. Egal, wo du unterwegs bist, du findest immer Leute, die Lust haben mit dir zu skaten. Eigentlich ist es ein bisschen wie in der Heavy-Metal-Szene auch: Wenn du irgendwo hinkommst, lernst du sofort Leute mit ähnlichen Interessen kennen.
Wie sieht Ihr Skateboard aus?
Schwer zu erklären (lacht). Das Deck ist unten schwarz-weiß mit Kreisen. Das Grip-Tape, auf dem man steht, um einen gewissen Halt auf dem Board zu haben, ist neongrün. Richtig Punk (lacht). Die Rollen sind weiß und neongrün. Und die Achsen sehen aus wie ein Bandana (Anmerkung der Redaktion: Ein Bandana ist ein Kopf- oder Halstuch mit einem charakteristischen Muster).
Es ist ein Lebensstil
Dennis Weyel
Wann haben Sie angefangen zu fahren?
Mit elf Jahren. Ich hatte allerdings acht Jahre Pause, weil ich mir übel den Fuß gebrochen hatte. Meine Ex-Freundin hat mir das Skaten dann damals verboten (lacht). Ich hatte beim Fahren aber auch immer Schmerzen im Fuß. Durch Festivals, Konzerte und anderes hat sich das dann erst mal verlaufen.
Können Sie irgendwelche Tricks?
Natürlich. Standardtricks wie Ollie, 180 oder Pop-Shuv-it zum Beispiel. Den Ollie braucht man für alle anderen Tricks. Das ist das Nonplusultra beim Skaten. Dabei steht man mit beiden Beinen auf dem Board und drückt es mit dem hinteren auf den Boden runter. Dann zieht man das Board mit dem vorderen Fuß hoch. Dann ist man kurz vollständig mit seinem Board in der Luft.
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TO-DO-LISTE DES LEBENS
Was wollen Sie in Ihrem Leben auf jeden Fall noch machen?
Mit meiner eigenen Band auf der Bühne stehen. Seit meiner Kindheit höre ich Rock und Metal. Als Gastsänger stand ich auch schon ein paarmal auf der Bühne. Das Feeling ist einfach geil, wenn du diese Menschenmenge siehst, die zu deiner Musik abgeht. Momentan versuche ich, mit einem Kollegen eine Band aufzubauen. Ich würde dann singen und eventuell Bass spielen.
Über welche Erlebnisse sagen Sie: Ich bin froh, dass ich das erlebt habe?
Hm (überlegt). Auf jeden Fall meine Lieblingsbands Sodom und Venom live gesehen zu haben und auch gut mit ihnen befreundet zu sein. (Anmerkung der Redaktion: deswegen auch der Name, Venomizer oder wahlweise Sodomizer)
Wie stehen Sie zum klassischen Lebensplan vieler Menschen: Haus, Familie, guter Job?
Das ist überhaupt nicht mein Ding. Klar, Familie schon, Haus vielleicht auch. Aber ich möchte nicht so ein spießiges Leben führen. Das wäre für mich trist und einsam. Dafür bin ich viel zu gerne unterwegs. Ich möchte auch später in meinem Leben weiter auf Festivals gehen und Spaß haben. Das sollte man auch mit Familie machen können.
Der Song »Executed« von Hirax soll auf meiner Beerdigung laufen
Dennis Weyel
Was wollten Sie als Kind werden?
Mit zehn, elf Jahren wollte ich Profi-Skateboarder werden. Hat aber nicht geklappt – leider. Hier in Deutschland kann man damit auch kein Geld machen. In Amerika geht das. Musiker wollte ich natürlich auch werden. Aber das hat auch nie geklappt (lacht). Vielleicht wird das ja noch – kann man ja auch noch im hohen Alter lernen.
Haben Sie schon Pläne für Ihre Beerdigung?
Boah (überlegt). Der Song »Executed« von Hirax soll auf meiner Beerdigung laufen. Dazu gibt es auch eine Geschichte. Ein Kumpel von mir ist drei Monate nach seinem 18. Geburtstag tödlich mit dem Motorrad verunglückt. Schuld an dem Unfall hatte er nicht. Hirax war unsere gemeinsame Lieblingsband. Einen Monat nach seinem Tod wollten wir eigentlich zusammen ein Konzert der Band gehen. Ich habe dem Sänger geschrieben, was passiert war, und ihn gebeten, auf dem Konzert einen Song für meinen Freund zu spielen. Er und die Band haben eine Trauerkarte geschrieben und auf dem Konzert hat er meinem Kumpel das Lied »Executed« gewidmet. Das war nicht einfach.
Info
Die Serie Gießener Köpfe
Den kenne ich doch irgendwoher?, werden Sie vielleicht über unseren Interviewpartner denken. Gut möglich, denn diese Gießener Köpfe prägen das Stadtbild, die lokale Kulturszene oder die Bildungslandschaft. Unser Fotograf Oliver Schepp hat acht Gießenerinnen und Gießener ins Rampenlicht gerückt. Und die jungen Journalistinnen und Journalisten vom GAZ-Magazin Streifzug haben mit ihnen über zwei oft ganz unterschiedliche Themen geplaudert. Alle Interviews mit großen Portätfotos gibt's in der Streifzug Sonderausgabe April 2018 an allen bekannten Vergabestellen und in unserer Geschäftsstelle in der Marburger Straße 20.