Vieldiskutiert wird zurzeit der Digitalpakt für Schulen. Häufig entsteht bei den Gesprächen der Eindruck, es geschehe wenig und der Modernisierungsprozess stagniere. In der Tat dringt wenig von der Umsetzung nach außen; Grund genug, einmal beim Gymnasium Nidda nachzufragen, was sich hier in den vergangenen Jahren innerschulisch mit Blick auf die Digitalisierung tat.
Welche Auswirkungen die Entwicklung auf den Unterricht, Lehrer und Schüler hat erzählt Christian Weber, Studienrat mit den Fächern Mathematik und Informatik. Er ist an der Schule seit 2019 für die Betreuung und den Ausbau der EDV zuständig. Bei der Technik habe sich in der Zeit, in der er die Verantwortung hat, enorm viel getan. Die Ausstattung wurde komplett erneuert, in den PC-Räumen tauschte man die Hardware aus. Die Schule ist flächendeckend mit WLAN versorgt, der Glasfaseranschluss funktioniert. Alle Klassenzimmer besitzen digitale Tafeln und werden durch Whiteboards ergänzt, die man als Beamer für Materialien unterschiedlichster Art nutzen kann - je nach Fach und Anspruch.
Keine Frage der finanziellen Mittel
Jeder Kollege verfügt über ein i-Pad oder einen Laptop, die sich drahtlos mit der digitalen Tafel verbinden lassen. So lässt sich die Unterrichtsvorbereitung papierfrei nutzen. Ebenso kann eine Vernetzung mit Schüler-Geräten erfolgen. Weber bedauert, dass im Moment noch nicht alle Schüler die passende Hardware erhalten haben, sondern auf private Geräte zurückgreifen müssen. Allerdings gibt es Leih-Geräte für Schüler, die aus materiellen Gründen kein eigenes Endgerät besitzen, aber auf keinen Fall benachteiligt werden sollen.
Das digitale Board ist zunächst ein Computer. Hier kann man Lernvideos einspielen, Arbeitsblätter aufrufen und Lösungen sowie Lösungswege präsentieren. Sie sind auch verbunden mit den Schüler-Geräten, so dass man in kleineren oder größeren Gruppen arbeiten kann. Für »normale« Klassenzimmer stehen mehrere Laptop-Wagen zur Verfügung, die man zeitweise ausleihen kann. Noch nicht gewährleistet ist die Ausstattung mit digitalen Lehrwerken, allerdings nutzen viele Lehrer bereits die Möglichkeiten von E-Books, da so auch die Versorgung mit zahlreichen Zusatzmaterialien verbunden ist. Dazu sei aber ein Abonnement nötig, das der Lehrer privat finanzieren müsse.
Christian Weber schätzt, dass etwa Dreiviertel der Lehrerschaft am Gymnasium Nidda die digitalen Möglichkeiten nutzt, erleichtern sie doch die Arbeit enorm. Allerdings gibt es auch Widerstand, wenn die Notwendigkeit der Nutzung nicht klar ersichtlich ist oder zu umständlich vorkommt, wie das in einigen Fächern der Fall zu sein scheint. Weber vermutet, hier kann eine intensivere Fortbildung Mut machen, auf den digitalen Zug aufzuspringen.
Ein weiterer Diskussionspunkt ist aktuell der Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) im Unterricht. Schüler nutzten Chat GPT natürlich schon eine ganze Weile, daher komme es darauf an, den richtigen Umgang mit dieser Plattform zu lernen. »Wir können nicht so tun, als gebe es KI nicht, wir müssen sie annehmen, aktiv in den Unterricht einbinden und die Schüler mitnehmen«, ist Christian Weber überzeugt.
Pilotprojekt Digitale Welt
Damit kann nicht früh genug begonnen werden, deshalb ist das Gymnasium Nidda aktuell auch am Pilotprojekt Digitale Welt beteiligt, das sich an die fünften und sechsten Klassen richtet. Hier geht es nicht nur um Cybermobbing und ähnliche Gefahren der digitalen Welt, sondern vor allem auch um Prävention. In Bezug auf KI heißt das: Es gilt zu lernen, dass man mit den Ergebnissen arbeitet und nicht versucht, sie als Eigenprodukt zu verkaufen. »Das merken selbst Lehrer«, sagt Christian Weber. Auf jeden Fall aber müsse man die Schüler mitnehmen, damit sie sich ernstgenommen fühlen.
Eine wichtige Rolle im Schulalltag spielt natürlich auch das Handy. Gab es früher ein striktes Handyverbot für alle, so arbeitet die Schulgemeinde derzeit an einer Lösung, die älteren Schülern die Nutzung erlaubt. Schließlich ist das Handy auch ein wichtiges Arbeitsgerät und kann im Unterricht beispielsweise zu Recherchen eingesetzt werden, wenn etwa gerade kein Laptopwagen zur Verfügung steht. Christian Weber sieht die Entwicklung auf dem richtigen Weg und blickt dem weiteren Digitalisierungsprozess daher optimistisch entgegen.