Das von Dietmar Eine, dem Geschäftsführer der Bergman Deutsche Klinik Büdingen GmbH, unterzeichnete Papier macht am Donnerstag alle Hoffnungen zunichte: Bis zum 30. Juni wird am Büdinger Mathilden-Hospital das stationäre Leistungsangebot in den somatischen Fachabteilungen eingestellt. Am Nachmittag herrscht großes Entsetzen bei sämtlichen Entscheidungsträgern in der Wetterau: Noch nicht einmal der Landrat ist davon in Kenntnis gesetzt worden, dass das hessische Gesundheitsministerium am Vorabend sämtlichen Plänen zur Teilschließung des Büdinger Krankenhauses seine Zustimmung erteilt hat. Bergman Clincis liegt die Entscheidung aus Wiesbaden seit Mittwochabend schriftlich vor.
Landrat zeigt sich verärgert
Entsprechend irritiert und verärgert ist Landrat Jan Weckler am Donnerstagnachmittag: »Obwohl noch keine Genehmigung des Landes zur Teilschließung des Mathilden-Hospitals vorliegt, stellt Bergman Clinics alle Beteiligten vor vollendete Tatsachen.« Zu diesem Zeitpunkt liegt die Genehmigung jedoch schon vor. In Wiesbaden haben die Entscheidungsträger es aber nicht für nötig befunden, ihren Entschluss in der Wetterau zu kommunizieren. Fragen dieser Zeitung ans Ministerium bleiben gestern unbeantwortet.
Derweil erklärt Bergman Clincis auf Nachfrage: In einem ersten Schritt seien die leitenden Mitarbeiter, Vertreter des Landkreises als Träger des Rettungsdienstes sowie die umliegenden Kliniken informiert worden. Für die Gewährleistung der Notfallversorgung sei ein Gespräch mit dem Gesundheitsministerium sowie dem Träger des Rettungsdienstes in der kommenden Woche vorgesehen. Aktuell seien 35 von 155 Planbetten belegt. Für die Wochen bis zur Teilschließung greife ein Maßnahmenplan, der festlegt, welche Patienten wann entlassen werden. Dieser sehe individuelle Lösungen vor. »Bezüglich der Kapazitäten für Krankentransporte befinden wir uns im Austausch mit den Rettungsdiensten und anderen Dienstleistern«, heißt es wörtlich.
Im Schreiben von Geschäftsführer Eine, das dieser Zeitung vorliegt, werden konkrete Daten genannt: Ab dem 22. Juni (0.00 Uhr) werden keine intensiv- oder überwachungspflichtige Patienten mehr aufgenommen und ab dem 25. Juni (0.00 Uhr) keine Notfallpatienten mehr, bei denen eine stationäre Behandlungsnotwendigkeit erforderlich sein wird oder erforderlich sein könnte. Nur noch bis zum 1. Juli (6 Uhr) werden ambulante Patienten (zum Beispiel mit Handverletzungen) in der zentralen Notaufnahme der Büdinger Klinik behandelt.
Wohin im Notfall?
Danach werden diese ausschließlich nach telefonischer Terminvereinbarung oder bei medizinischer Notwendigkeit zeitnah nach telefonischer Rücksprache im medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) der Klinik zu den üblichen Praxiszeiten behandelt. »Die Rettungsdienste sind darüber informiert, wann welche Behandlungen am Mathilden-Hospital durchgeführt werden können. Patienten, die eine stationäre Notfallversorgung benötigen, werden von den Rettungsdiensten künftig an andere Standorte transportiert«, heißt es auf Nachfrage.
Für die Woche vom 24. bis 29. Juni rechnet das Mathilden-Hospital mit einer Zunahme von Entlassungen von Patienten. »Wir werden eine zeitliche Taktung der liegenden Entlassungen planen und Duplizitäten vermeiden, um Ihre Rettungsmittel nicht über Gebühr zu belasten«, heißt es in dem Papier wörtlich. Am Ende bedauert die Geschäftsführung die getroffenen Entscheidungen und betont, aufgrund der Rahmenbedingungen für die Krankenhäuser nicht anders handeln zu können.
Keine Frage: Auf den Wetter-aukreis kommt eine Mammutaufgabe zu. Der Rettungsdienst muss mit dem Wegfall der Büdinger Notaufnahme neu organisiert werden. Was in der Regel Jahre dauert, muss in drei Wochen laufen. Erst am Mittwoch hat das hessische Gesundheitsministerium zum Gespräch in der kommenden Woche eingeladen, um zunächst Schnittstellen bei der Gewährleistung der Notfallversorgung und der Anpassung der Rettungsdienststrukturen zu besprechen, schildert der Landrat. »Nicht nur vor diesem Hintergrund ist das Vorgehen von Bergman übereilt und fragwürdig.«
Zukunft der Mitarbeiter
Im April hat Bergman Clinics erklärt, dass 100 bis 150 Mitarbeiter durch die Teilschließung ihre Arbeitsstelle am Mathilden-Hospital verlieren werden. Und jetzt? Wie viele Mitarbeiter sind von den bevorstehenden Schließungen betroffen? Wie viele werden in anderen Häusern der Bergman-Gruppe unterkommen? Gibt es Mitarbeiter, die auch in anderen Bereichen des Büdinger Krankenhauses unterkommen können? Wurde ein Sozialplan ausgehandelt? »Die Verhandlungen mit dem Betriebsrat dauern noch an. Zu Details, wie etwa einem Sozialplan, können wir angesichts der laufenden Verhandlungen zu diesem Zeitpunkt keine Angaben machen. Wir versuchen alles, um möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten und individuelle Lösungen für die betroffenen Mitarbeiter zu finden. Auch mit den umliegenden Kliniken befinden wir uns seit mehreren Wochen in einem Austausch bezüglich wohnortnahen Jobangeboten für unsere Mitarbeiter«, erklärt Bergman Clincis.