02. Mai 2025, 19:21 Uhr

Krötentunnel

Elf Krötentunnel auf der Landstraße zwischen Steinfurth und Oppershofen sollen die Amphibien retten

Wenn Kröten wandern, kann das gefährlich für sie sein. Daher bringen Naturschützer die Amphibien stets über die Landstraße bei Steinfurth und Oppershofen. Nun baut Hessen Mobil Krötentunnel.
02. Mai 2025, 19:21 Uhr
IHM
Projektleiter Benjamin Bihn zeigt die Krötentunnel, die rund acht Meter breit sind.

Inmitten grüner Natur mit Blumenklecksen stehen Baustellen-Absperrungen entlang der L 3134. Die Landstraße führt an dieser Stelle von Steinfurth nach Oppershofen. Das Unterfangen, das die Verkehrsbehörde Hessen Mobil dort umsetzt, dürften Tier- und Naturschutzfreunde als positiv betrachten. Es handelt sich um ein Amphibienschutzprogramm. Für Tiere hat auch Projektleiter Benjamin Bihn etwas übrig - nicht nur, weil er zu Hause eine kleine Katze hat.

Krötentunnel: Wandern nach Winterschlaf

»Ich finde, das ist ein besonderes Projekt«, sagt der 42-Jährige. Er ist froh über die Initiative des Landes, Erdkröten, Grasfrösche und Molche zu retten. Was steckt dahinter? »Die Amphibien halten im Steinfurther Wald ihren Winterschlaf. Wenn sie wachwerden, machen sie sich auf den Weg ins gegenüberliegende Naturschutzgebiet Breitwiese. Dort sind ihre Laichgewässer.«

In den vergangenen Jahrzehnten hat sich der NABU Bad Nauheim dann in der Frühe an die Landstraße begeben.

In Eimern trugen die Ehrenamtlichen etwa 40 Tage lang morgens die Kröten über die Straße. Das, nachdem sie die Tiere an mobilen Zäunen abfingen. »Allein in diesem Jahr 1400 Amphibien«, ist Bihn voller Respekt. Dieser Aufwand wird in Zukunft nicht mehr nötig sein, denn Hessen Mobil errichtet elf Amphibientunnel auf einer Strecke von 430 Metern. Das geschieht parallel zur Instandsetzung der gesamten Landstraße zwischen den beiden Ortschaften. Die vollzieht sich seit März - bis Spätsommer soll alles fertig sein.

Krötentunnel: Acht Meter breit und alle dreißig Meter

Es piept, dröhnt und knattert auf der Baustelle. Ein Gabelstapler fährt Steine heran. Mit einer Kreissäge schneidet ein Arbeiter die Steine zurecht. Bihn zeigt auf eine der Öffnungen unter der abgefrästen Fahrbahn. »Die Tunnel haben eine Breite von circa acht Metern und sind alle dreißig Meter eingebaut worden.« Seinen Worten zufolge orientiert sich die Strecke nur am Wanderschwerpunkt der Amphibien, reicht also nicht bis Oppershofen. »Da waren wir in engem Kontakt mit dem NABU Bad Nauheim«, erzählt er. Die Tunnel seien aus Stahlbeton. »Es sind einzelne Bauteile, die unter die Fahrbahndecke eingebaut wurden. Und zu den Tunneln führen Leitelemente. Sie sind aus Stahlblech, 40 Zentimeter hoch und leiten die Tiere zu den Tunneln hin.« Menschen müssen dabei nicht mehr helfen.

Es gibt auch kritische Stimmen

Es gibt auch Gegner. Die CDU Steinfurth beschrieb die Aktivitäten im März als überzogen. »Hier werden Mittel im Erdboden versenkt«, hieß es in einer Pressemitteilung. Was der NABU prompt konterte: »Gemessen an den Gesamtkosten des Straßenbaus sind die Ausgaben etwa für Krötentunnel marginal.«

Dass die Steinfurther Störche künftig auf der anderen Seite bloß noch auf ihr Futter warten müssen - auch das ätzt manch ein Kritiker. Bihn sieht das nicht so. »Amphibien haben natürlich ihre Fressfeinde. Aber der Bau der Anlage ist keine zusätzliche Gefahr, von Störchen gefressen zu werden.« Es sei eine Anlage, die sich für den Naturschutz lohnt, wie Bihn bekräftigt.

Ein Straßenbauer ist er übrigens nicht, sondern Ingenieur für Landespflege. »Wir gucken, dass die Eingriffe, die durch den Straßenbau in die Natur erzeugt werden, ausgeglichen werden.« Zum Beispiel auch durch Obstbaumwiesen und andere Gehölzpflanzungen. Das Projekt bei Steinfurth ist die zweite Amphibienschutzanlage, die er begleitet. »Es ist kein Alltagsgeschäft. Es macht Spaß, läuft gut und man sieht, dass man was Gutes für den Naturschutz tut.«

Die Mittel vom Land sieht er als gut eingesetzt - und das sei schön.

Amphibien sind geschützt

Laut der Homepage des NABU Deutschland sind alle Amphibien geschützte Arten. Das besage seit 1980 die Bundesartenschutzverordnung. Zu den einheimischen Amphibien oder Lurchen würden Salamander, Molche, Unken, Kröten und Frösche gehören. Insgesamt leben in Deutschland laut dem NABU 21 Amphibienarten. Weitere Infos unter www.nabu.de



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