Obwohl Gederns Bürgermeister Guido Kempel (parteilos) keinen persönlichen Bezug zur Ente hat, kann er sich der besonderen Atmosphäre nicht erwehren, mit der das Deutschlandtreffen seine Stadt prägt.
Ü berall in Gedern und auch in der Region sieht man in diesen Tagen kleinere Ansammlungen von Citroën 2CV oder verwandten Fahrzeugen vor Geschäften, Cafés und Gaststätten parken oder gemütlich über die Straßen schnüren. Kempel, der an der Zufahrt zum Campingpark wohnt, berichtete bei der Eröffnung, wie er inzwischen das charakteristische Schnattern der Zweizylinder-Boxermotoren schon von Weitem erkennt, wenn sich wieder eines der oft schwer beladenen Fahrzeuge den Berg hinauf kämpft.
Es ist eine freundliche Invasion, die seit dem vergangenen Wochenende über Gedern hereingebrochen ist. Schon am Dienstag, einen Tag vor der offiziellen Eröffnung, waren 230 Fahrzeuge angekommen. Am Donnerstag waren es 477 Fahrzeuge, womit das Treffen die Besucherzahlen aller vorherigen Auflagen übertroffen hat. Und noch immer kommen weitere Teilnehmer an, die manchmal mehrere Tage unterwegs sind. Als sichtbares Symbol des Treffens schwimmt seit Donnerstag ein 2CV auf dem Gederner See.
Sehr aktive Citroën-Szene
Die Besucher kommen nicht nur aus Deutschland. In einigen Ecken der großen Zeltwiesen wird fast ausschließlich Niederländisch beziehungsweise Flämisch gesprochen. Sowohl Belgien als auch die Niederlande haben eine sehr aktive Citroën-Szene. Die weiteste Anreise dürften die Besucher aus Finnland gehabt haben. Dazu gesellen sich Schweizer, Slowenen und Franzosen. Insgesamt kommen die Gäste aus 14 Ländern.
Überraschend viele Teilnehmer haben den Weg von Großbritannien über den Kanal auf den Kontinent auf sich genommen. Dass die Ente auf der Insel viele Liebhaber hat, dürfte auch daran liegen, dass Citroën seit 1913 eine Fabrik im englischen Slough hatte, in der auch der 2CV gebaut wurde. Ein Brite, der mit einer der ältesten Enten angereist ist, lebt damit seinen Spleen aus. Den reichlich vorhandenen Spuren des Alters hat er sorgfältig weitere hinzugefügt. Gekrönt wird die Kreation von einem abgebrochenen Telegraphenmast auf dem Dach.
Die Kreativität, mit der viele Besucher ihre Fahrzeuge und Wohnwagen gestalten, macht das Treffen auch für Besucher interessant, die keinen Bezug zum 2CV haben. Auf einer Tür prangt ein Frank-Zappa-Porträt. Andere haben mit viel Aufwand die Karosserie gekürzt oder die Breite reduziert. Ein aufwendiger Umbau bietet nur zwei Personen hintereinander Platz.
Die Organisatoren Degenhard Erbe und Dietmar Wolf dankten mit dem Vorsitzenden des Citroën-Clubs Rhein-Ruhr, Norbert Boczek, bei der Eröffnung allen, die zum Gelingen des Treffens beigetragen haben. Neben zahllosen ehrenamtlichen Helfern hoben sie besonders Platzwart Axel Groß, die Mitarbeiter der Stadt Gedern und Bürgermeister Kempel hervor. »Es wird immer schwieriger, einen Platz zu finden, wo man solch ein Treffen ausrichten kann«, sagte Boczek.
Kempel erwiderte, dass die 2CV-Freunde jederzeit wieder in Gedern willkommen seien. Ohnehin hätten in den Jahren zwischen dem ersten Treffen 2004 und dem jetzigen Treffen immer wieder Enten- und andere Citroën-Fahrer Gedern besucht. Außerdem biete sich die Stadt in der Mitte Deutschlands für solche Veranstaltungen an.
In den vergangenen Tagen nutzten neben den Dauercampern auch zahlreiche Besucher aus Gedern und der Region die Gelegenheit zu einem Besuch. Man kommt schnell ins Gespräch mit den Teilnehmern, die bereitwillig über ihre Fahrzeuge, deren Besonderheiten und den Alltag mit der Ente berichten.
Wer Lust auf eine eigene Ente bekommt, findet ein bemerkenswertes Angebot von verschiedenen Fahrzeugen. Wer seine Leidenschaft zunächst etwas kleiner ausleben möchte, wird am Gederner See ebenfalls fündig. Händler und Teilnehmer haben eine große Auswahl an Dekorations-, Schmuck und Sammlerartikeln mitgebracht. VON OLIVER POTENGOWSKI