Die Mischung macht’s: Dafür hat die Büdinger Galeristin Sabine Uhdris in den zwölf Jahren des »Lo Studios« in der Schlossgasse schon immer ein gutes Händchen bewiesen und auch für die aktuelle Ausstellung mit Maha Zarkout, Wolfgang Mussgnug und Astrid Schöps wieder drei Künstler zusammengebracht, die in ihrer Unterschiedlichkeit einen beeindruckenden Spannungsbogen aufbauen. Die Laudatio zu Beginn der gut besuchten Vernissage hielt der Frankfurter Kurator und Kunsttheoretiker Christian Kaufmann.
Spannende Lebensläufe
Maha Zarkout studierte freie Malerei und Kunstgeschichte an der Städelschule in Frankfurt. Ihre abstrakten Arbeiten sind seit 1996 in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen vorwiegend in Frankfurt und im Rhein-Main-Raum zu sehen.
Wolfgang Mussgnug lebt und arbeitet vor allem in Nördlingen, seine Arbeit als Glaskünstler führt ihn jedoch auch nach Murano, der venezianischen Insel, auf der seit Jahrhunderten das berühmte Murano-Glas hergestellt wird. Dort arbeitet er mit Glasmachern direkt am Ofen zusammen. Er studierte Philosophie, Politologie und Kunstgeschichte und ist seit 1984 als freischaffender Künstler tätig. Seine Arbeiten werden bundesweit in Galerien und Museen ausgestellt.
Die Alzenauer Innenarchitektin Astrid Schöps war - bis sie sich vor 30 Jahren selbstständig machte - in Lichtplanungs- und Architekturbüros tätig und arbeitet seit 2016 an ihren »Architectal Artworks«, die bisher im Rhein-Main-Gebiet ausgestellt waren.
Wenige Minuten bis zur Vollendung
»Mit Glas zu arbeiten ist ein wunderschönes Handwerk, schwierig, aber es macht viel Spaß«, sagte Wolfgang Mussgnug während der Vernissage. Ihn fasziniert am Glas »die Transparenz und dass man schnell damit arbeiten muss«. 1 200 Grad heiß ist das Glas an der Glasmacherpfeife, wenn es aus dem Feuer genommen wird und sich dann formen lässt, allerdings nur zwei, drei Minuten lang, dann kühlt es ab. Grundsubstanzen von Glas sind Glassand, vor allem Quarzsand, Pottasche und Fließmittel. Für Laudator Kaufmann ist es ein immer wieder staunenswerter Vorgang, »wie die festen, undurchsichtigen Materialien durch den Brennvorgang transparent werden«. Mussgnug schafft reine Kunstobjekte, vollständig aus Glas, basierend auf geometrischen Figuren, die in Murano in Zusammenarbeit mit dem Handwerker-Team entstehen. Die meisten haben im Innern einen buntfarbigen Kern in verschiedenen Formen, aus Glas, versteht sich. Der innere Teil ist mit Metalloxyden gefärbt und hin und wieder legt der Künstler auch einen Messingdraht hinein, der durch die Hitze beim Brennvorgang »aufkocht« und sich verformt. Um den farbigen »Kern« herum das transparente Glas, in geometrischen Formen - wozu auch Bogen und Kreis gehören. In die Oberfläche ist mit einem Kugelkopfdiamant als letzter Arbeitsgang eine Art Schrift als skulpturales Element eingeritzt. Die Farben im »Kern« gestalten das gesamte Objekt mit, es »arbeitet« mit Lichteinfall, Lichtbündelung und Spiegelung.
Mit Weiß ans Licht
Maha Zarkouts Arbeiten sind Kompositionen aus vorwiegend Weiß, Schwarz und feinen Abstufungen dazwischen. Sie grundiert ihre Leinwand komplett schwarz und arbeitet sich mit Weiß »ans Licht«. Sie legt mindestens 20 Farbschichten über das Schwarz, arbeitet mit Acrylfarbe, Kohle und Graphit. Es werden »Ausgucke in die Tiefe« stehen gelassen, darunter eng verschlungene Linien und Striche. Auf dem Weiß befinden sich dann dynamische Linien und Wege, gekonnt komponiert und gesetzt mit Kohle. Die Frankfurterin mag minimalistische Kunst, hat früher mit viel Farbe gearbeitet, aber irgendwann bemerkt, dass Weiß all das ausstrahlt. »Weiß ist die Lichtfarbe, es bündelt die Spektralfarben«, sagte auch Christian Kaufmann. »Das ungegenständliche Schwarz ist das Gestische, das in offenen Figuren, Linien und Wegen über den Bildraum hinaus zu schreiten scheint, Grenzen durchbricht«.
Eine ganz eigene Vorgehensweise hat Astrid Schöps mit ihren hochfiligranen »Cut-outs«. Faszinierende Architektur aus besonderen Blickwinkeln bringt sie äußerst filigran und exakt ausgesägt in Holz vor Plexiglas. Sie benutzt dafür eine ganz feine Elektrosäge. Schwünge und Kurven in Dachkonstruktionen, nur millimeterschmal, wirken sehr dynamisch, mit dem Holz vor dem Glas schafft sie eine zusätzliche Räumlichkeit.
Im »Lo Studio« sind so interessante Blickwinkel zu sehen, zum Beispiel inspiriert vom Dach des Münchner Olympiastadions, von der Reichstagskuppel und einem Hangar. Darüber hinaus zeigt sie eine Baustellen-Serie und eine Sturm-Serie, gegenständliche Malerei, die starke Kontraste vereint.