09. Mai 2025, 20:47 Uhr

Personalnot

Zulassungsstelle Gießen: Erstes Licht am Ende des Tunnels

Die Außenstelle Grünberg der seit Wochen überlasteten Behörde arbeitet wieder und soll bis Ende Juni wieder im Normalbetrieb laufen.
09. Mai 2025, 20:47 Uhr
IB
Die Kfz-Zulassungsstelle des Landkreises Gießen im Bachweg ist zuletzt in die Schlagzeilen geraten. Foto: Wißner

. »Die Situation aktuell ist nicht schön und sie ist auch nicht schönzureden«, sagt der hauptamtliche Kreisbeigeordnete Christian Zuckermann gleich am Anfang des Pressegesprächs, zu dem er und die Leiterin des Fachdienstes Verkehr, Sandra Müller-Vogeley, in die Kfz-Zulassungstelle des Landkreises eingeladen haben.

Die Zulassungsstelle steht seit einigen Wochen in der Kritik, weil sie einen großen Überhang an An-, Ab- und Ummeldungen vor sich her schiebt. Das sorgt für Unmut, und der macht sich Luft, vor allem in den sozialen Medien (siehe Kommentar).

Man spürt im Gespräch den doppelten Druck, unter dem die Mitarbeiter stehen. »Das macht was mit einem, wenn ein Kollege nach dem Dienst heimgeht und der Nachbar über den Zaun ruft, warum man denn schon Feierabend macht, wenn so viel Anträge nicht bearbeitet seien.

»Die Zulassungsstelle ist die öffentlichkeitswirksamste Behörde, mit der jeder Autofahrer regelmäßig zu tun hat«, sagt Zuckermann, »wenn es da zu Störungen kommt, dann schlägt das unmittelbar auf«.

Verkorkste Software

Und Störungen gab es zuletzt einige. Da ist zum einen eine verpflichtende aber verkorkste Software, die im vergangenen November eingeführt wurde. Die Schnittstellen der neuen Software zu anderen Behörden funktionieren nicht richtig und geben falsche Werte aus. Deshalb muss jeder Arbeitsgang händisch nachgearbeitet werden.

Verschärft wurde die Lage durch personelle Engpässe aufgrund von Wechseln und Krankheit. In der aktuellen Kalenderwoche konnte nur mit neun von 18 Stellen gearbeitet werden. Zur Verstärkung arbeiten weitere Teilzeitkräfte in der Zulassungsstelle, doch die müssen erst einmal eingearbeitet werden, sagt Müller-Vogeley. Trivial sind deren Aufgaben nämlich nicht. Eine fälschlich erteilte Zulassung kann im Falle eines Unfalls mit diesem Fahrzeug schwerwiegende juristische Konsequenzen haben.

»Die Aufgaben bedürfen einer umfangreichen, intensiven Einarbeitung. Kurzfristig Mitarbeitende aus anderen Bereichen der Verwaltung abzuordnen, ist da nicht ohne Weiteres möglich«, meint Zuckermann.

Reagiert habe man dennoch, indem Aufgaben priorisiert wurden, sprich: Die Post bleibt erst einmal weitgehend liegen, damit mehr Kräfte zur Abarbeitung der Rückstände frei sind. Ein Teil des Teams habe sich auch zu Extraschichten bereit erklärt, sagt die Leiterin. Auch eine erfahrene Mitarbeiterin, die schon im Ruhestand ist, unterstützt vorübergehend ihre früheren Kollegen. Das sei bereits spürbar, lobt Zuckermann. Seit dieser Woche sind - je nach Kapazität - wieder Termine in der Außenstelle Grünberg möglich. In Grünberg werden dann voraussichtlich ab Ende Juni wieder sämtliche Dienstleistungen rund um Zulassung und Führerschein verfügbar sein, die auch in Gießen angeboten werden.

Müller-Vogeley betont zudem, dass an jedem Tag neue Termine freigeschaltet werden. Jeweils ab Mitternacht kann man diese buchen. Wer dabei leer ausgeht, hat noch eine weitere Chance. Die Erfahrung habe gezeigt, dass Kunden in vielen Fällen bereits gebuchte Termin verfallen lassen. Stornierte oder nicht wahrgenommene Termine würden deshalb jetzt unmittelbar wieder freigeschaltet, sodass sich auch zwischendurch ein Blick ins Buchungsportal lohnt.

Wann die Zulassungsstelle wieder normal arbeitet, darauf wollen sich weder Zuckermann noch Müller-Vogeley festlegen, »aber jeder hier hat ein Interesse daran, dass wie wieder in ruhigeres Fahrwasser kommen«, betont der Kreisbeigeordnete.



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