24. Februar 2025, 19:12 Uhr

Analyse

Wie Bewohner des Kreises Gießen gewählt haben

Auffälligkeiten beim Blick auf die Wahlergebnisse in den 17 Städten und Gemeinden des Landkreises Gießen.
24. Februar 2025, 19:12 Uhr
Auch in Linden haben die Wahlhelfer alle Hände voll zu tun, die Stimmzettel zügig auszuzählen. Foto: Wißner

Beim genauen Blick auf die einzelnen Bundestagswahl-Ergebnisse in den Kommunen des Landkreises Gießen lässt sich so manche Auffälligkeit feststellen. So etwa, dass die AfD in ganzen 9 der 17 Kommunen vor der SPD liegt. Wir haben hier unsere Beobachtungen in alphabetischer Reihenfolge der Städte und Gemeinden zusammengetragen.

Wahlkreis 172 (Gießen) :

Auf die Mütze hat die SPD (2025: 21 Prozent, 2021: 31,9) auch in Allendorf/Lumda bekommen, während die CDU (2025: 32 Prozent, 2021: 25,6) zulegte. Während die Grünen mit 9,1 Prozent im Vergleich zur letzten Wahl (10,6) relativ wenige Verluste verzeichnen, sackt die FDP mit 4,5 Prozent ordentlich ab (2021: 10,9). 2021 hatte die AfD in Allendorf 10,2 Prozent der Stimmen eingefahren, 2025 sind es 19,8.

Die Linden er wählen die Christdemokraten mit 29,4 Prozent, zuvor 24,8, auf Platz eins im Ort, danach folgt die SPD mit 18,5 Prozent (25,7 in 2021). Die AfD ist Dritter mit 16,9 Prozent (7,6). Für die Grünen schlagen 13,8 Prozent zu Buche (17,4), immerhin klar über dem Ergebnis im Wahlbezirk von 12,4 Prozent. »Die Linke« holt hier 8,1 Prozent (4,3). Die Christdemokraten erringen ihr bestes Ergebnis im Wahlbezirk 3 in Leihgestern mit 28,3 Prozent. Die AfD holt im Wahlbezirk 2 Großen-Linden 22,3, wobei hier auch die Grünen mit 13,3 die höchste Wählerzustimmung erfahren. Die SPD kommt im Wahlbezirk 4 auf 19,3 Prozent und »Die Linke« auf 10 im Wahlbezirk 1 Großen-Linden.

Auch Buseck wählt die CDU (29,7 Prozent) auf den ersten Platz. Unter den ersten sechs stimmstärksten Parteien landet das BSW noch vor der FDP. Die AfD gewinnt deutlich hinzu, in den Wahllokalen in Oppenrod und »Großen-Buseck-Kindergarten« sind sie auf Platz eins. Starke Verluste müssen die Sozialdemokarten hinnehmen (von 29,8 auf 20,3 Prozent). Die Linke verdoppelt ihren Stimmanteil, die Grünen verlieren leicht.

In Fernwald hat die CDU (27,7 Prozent) die Nase vorn. Einzig im Wahllokal Annerod I kann die SPD die meisten Stimmen (25,5 Prozent) hinter sich vereinen. In allen anderen Ortsteilen sind die Christdemokraten auf dem ersten Platz. Die AfD ist besonders stark in Albach (20 Prozent) und liegt auf dem zweiten Platz knapp vor den Sozialdemokraten. Die FDP, die 2021 noch 11,4 Prozent in Fernwald erreichte, spielt keine Rolle mehr.

Das Wahlergebnis in Grünberg ähnelt stark dem Bundesschnitt. So müssen SPD mit 16,8 Prozent (26,6) und Grüne 9,2 Prozent (11,5) teils deutliche Verluste hinnehmen, während die CDU auf 28,5 Prozent (26,3) kommt. Auch die Linken sind mit 6,3 Prozent (3,0) überraschend stark vertreten. Wie im Bund überspringen die Liberalen ebenso wie das BSW die Fünf-Prozent-Hürde nicht. Lediglich die AfD fällt hier aus dem Rahmen. Jeder vierte Wahlberechtigte wählte in der Gallusstadt die Rechtspopulisten, die auf einen stattlichen Stimmenanteil von 24,9 Prozent (13,5) kommen.

Die CDU liegt in Heuchelheim voIl im positiven Trend und wird von 27,8 Prozent der Wähler favorisiert (25 Prozent in 2021). Selbst die SPD hält sich gegenüber dem schlechten Ergebnis im Bund mit 20,9 Prozent, holte aber vier Jahre zuvor vor Ort 28,6. Die AfD konnte sich in Heuchelheim um 7,1 Prozent auf 13,9 verbessern, verfehlte aber bei Weitem die 19,1 Prozent an Zweitstimmen im Wahlbezirk. »Die Linke« wählten 8,8 Prozent der Wahlberechtigen, 4,9 waren es zuvor. Die SPD holte im größten lokalen Wahlbezirk Heuchelheim-West zwar 20,8 Prozent, doch die CDU überholte hier gleich mit 28,9. Die Grünen heben sich mit ihren Ergebnis von 18,2 Prozent in Heuchelheim-Mitte hervor. Die AfD holte im reinen Kinzenbacher Wahllokal 24,1 Prozent. »Die Linke« punktete mit 14 Prozent in Heuchelheim-Ost.

Von ihren 30,7 Prozent bei der Bundestagswahl vor drei Jahren ist die SPD in Hungen mit aktuell 18,3 weit entfernt. Auch hier ist die CDU mit 28,4 Prozent (23,9) mit Abstand stärkste Partei geworden. Die AfD schafft 24,1 Prozent und legt über 13 Punkte zu. Als Gewinner darf sich in der Schäferstadt aber auch die Linke fühlen, die mit 6,1 Prozent (3,1) ein klares Votum für den Bundestag erhält. Die Grünen kommen mit mäßigen Verlusten auf 9,4 Prozent (11,4) der Stimmen. Für FDP und BSW gibt es dagegen am Rande der Wetterau nichts zu holen.

Klarer Sieger sind mit 30,8 Prozent der Zweitstimmen in Langgöns die Christdemokraten, die vier Jahre zuvor 5,9 weniger erzielten. Es folgt mit 19,9 Prozent die AfD (9,4 in 2021) vor der SPD mit 18,7 Prozent (28). Die Grünen holen 10,8 Prozent (13,2), etwas weniger als im Wahlbezirk mit 12,4. Ihr bestes Ortsergebnis erzielt die SPD in Dornholzhausen mit 18,6 Prozent, musste sich aber der CDU mit 37,8 geschlagen geben. Die Grünen punkten mit 12,5 Prozent in Niederkleen. Die AfD wählen im kleinsten Ortsteil Espa gleich 34,9 Prozent, 9,3 an Zweitstimmen gehören im Wahlbezirk Lang-Göns 1 der »Linken«.

Ginge es nach dem Wählerwillen in Laubach , würde die Koalitionsbildung in Berlin deutlich schwieriger werden. Denn in dem idyllischen Luftkurort wäre das Wagenknechtbündnis mit 5,4 Prozent im neuen Bundestag vertreten. Die Grünen erreichen hier mit 8,8 Prozent (11,6) ihr schlechtestes Ergebnis im Ostkreis, während die AfD sich über 23 Prozent (11,3) freuen kann. Auch die SPD schafft hier immerhin 18,3 Prozent (29,7), was aber nicht für Platz zwei reicht. CDU und Linke liegen letztlich auf Bundesniveau.

Lich gilt traditionell als FDP-Hochburg. Mit 5,6 Prozent (12,8) holt die Partei von FDP-Urgestein und Ex-Bundestagsvizepräsident Hermann Otto Solms trotz massiver Verluste die meisten Stimmen im Landkreis-Vergleich und wäre damit im Bundestag vertreten. Doch auch die Linke erzielt mit 7,1 Prozent (4,5) einen Spitzenwert im Ostkreis. Für SPD mit 17,9 Prozent (27,0) und die Grünen mit 11,4 Prozent (15,3) geht es dagegen steil nach unten. Zwar im Plus, aber unter dem Bundesergebnis präsentiert sich die CDU mit 27,7 Prozent (23,1). Dahinter folgt die AfD (21,5 Prozent), die ihr Ergebnis von 2021 (9,8) mehr als verdoppelt.

In Lollar gibt es bittere Verluste für Sozialdemokraten (2025: 19,6 Prozent, 2021: 30,2), Grüne (2025: 9,8, 2021: 14,1) und FDP (2025: 3,9, 2021: 10,6). Aufwind hat auch hier die AfD bekommen (19,7), sie sicherte sich einen hauchdünnen Vorsprung vor der SPD. 2021 zählte die AfD mit 10,2 Prozent noch zu den »Sonstigen«.

Die Pohlheim er CDU verfehlt um 0,1 Prozent die 30 Prozent-Marke, sichert sich damit aber Platz eins. Auf Rang zwei landet die AfD mit 20,6 Prozent (9,3 in 2021), immerhin 10,3 Prozent plus, vor der SPD mit 19,8 (29,2). Die Grünen landen mit 10,3 Prozent (13,2) auf dem dritten Platz. Für »Die Linke« (3,6 Prozent) sind sieben Prozent zu notieren. Da der Spitzenkandidat der Freien Wähler aus Grüningen kommt, holte Björn Feuerbach im Heimatort 3,3 Prozent, kreisweit wurde das Feld der FW aber lediglich von 1,7 Prozent (2,3) der Wahlberechtigten angekreuzt. Das Pohlheimer Top-Ergebnis erzielte die AfD mit 35,1 Prozent im Wahlbezirk Holzheim 42. Im gleichen Stadtteil im Wahllokal 41 durfte sich die CDU über 32,6 Prozent freuen. Die SPD holt in Hausen 20,5 Prozent. Die Grünen waren in Watzenborn-Steinberg 12 mit 13,3 Prozent am erfolgreichsten. »Die Linke« wählten im Wahlbezirk Watzenborn-Steinberg 15 immerhin 10,3 Prozent.

In Rabenau überholt die AfD mit 25,6 Prozent die SPD (20,3), liegt aber noch hinter der CDU (28,7). Damit hat die AfD ihr Ergebnis von 2021 (12,9 Prozent) fast verdoppelt, während die Sozialdemokraten (2021: 33) herbe Verluste einfuhren und die CDU (2021: 23,5) ihr Ergebnis deutlich verbessern konnte. Die meisten Stimmen erhielt die AfD in Londorf und Rüddingshausen, knackte hier deutlich die 30-Prozent-Marke. Die Grünen (2025: 6,2 Prozent, 2021: 7,3) fahren einen leichten Verlust ein, die FDP (2025: 3,8 Prozent, 2021: 10,5) dagegen verliert nahezu sieben Prozent.

Die AfD (26,1 Prozent) ist in Reiskirchen die zweitstärkste Kraft. Nur knapp liegt die CDU mit 28,2 mit nur 2,2 Prozentpunkten vorne. Insbesondere in den Wahllokalen wurde mehrheitlich für die AfD gestimmt. Im Wahllokal »Eventhaus 24« in Reiskirchen erreichten die Blauen gar 39,3 Prozent. Einzig Saasen und Burkhardsfelden bilden eine Ausnahme. Dort erhielt die CDU die meisten Zweitstimmen. Bei der Bundestagswahl 2021 war die SPD noch stärkste Kraft (28,4 Prozent).

Auffallend im Lumdatal ist die im Vergleich zur Bundestagswahl 2021 deutlich gestiegene Wahlbeteiligung, die sich fast mit dem Stimmenzuwachs der AfD zu decken scheint. Hatte 2021 in Staufenberg noch die SPD (31,2 Prozent) die Nase vorn, so darf sie nun (21,9) knapp zehn Prozent Stimmenverlust beklagen. Die CDU (28,4 Prozent) ist an den Sozialdemokraten vorbeigezogen, hat nun im Vergleich zu 2021 (23) gut fünf Prozent zugelegt. Die AfD rangierte 2021 mit 9,7 Prozent noch unter »Sonstige«, dieses Mal konnte sie ihr Ergebnis (18,5) fast verdoppeln. Verluste verzeichnen in Staufenberg auch Grüne (rund drei Prozent) und FDP (sechs Prozent).

Wahlkreis 171 (Lahn-Dill ):

Die CDU reißt in Biebertal nicht die 30-Prozent-Marke, verbucht aber hier 28 Prozent, 5,6 mehr als noch 2021. Die SPD kann sich über 22,7 Prozent freuen, dennoch sind es neun Prozent weniger als vor vier Jahren. Die Grünen holen nur noch 11,2 anstatt 14,2 Prozent, sind aber besser aufgestellt als ihre Parteikollegen im Wahlkreis mit 8,8. Die AfD gewinnt: 17,4 Prozent der Biebertaler sind ihr zugeneigt, zuvor waren es nur 8,7. Die Linke kann sich im Vergleich zu 2021 um drei Prozent auf 7,4 verbessern. Die Christdemokraten (29 Prozent) und die AfD (27,4) erhalten im Wahllokal im Bürgerhaus in Frankenbach die meisten Stimmen, die SPD in der Krumbacher Mehrzweckhalle. Für die Grünen stimmen 13,3 Prozent in der Georg-Kerschensteiner-Schule. Die Linke verbucht 9,4 Prozent im Wahllokal in der Gemeindeverwaltung.

Auch in Wettenberg ist die CDU Gewinner mit 29 Prozent, zuvor waren es 23,6. Die SPD erreicht 21,4 Prozent, minus 7,4 zur Bundestagswahl 2021. Die AfD reicht nicht an das Ergebnis von 22,8 im Wahlkreis heran, kann aber bei 17,4 gleich 10,2 Prozent zu 2021 gutmachen. Die Linke verbucht acht Prozent, 1,4 mehr als im Wahlbezirk und zu 2021 sogar 6,6. Die CDU holt im Wahllokal Wißmar II satte 30,7 Prozent, die SPD in Krofdorf-Nord 24,4 und hier ebenfalls die Grünen 15,9. In Krofdorf-Nord liegt »Die Linke« mit 11,3 Prozent vorne.

Es folgen in der nächsten Ausgabe die Anrainer im Lahn-Dill-Kreis mit Hüttenberg und Lahnau.

Tabellen: Seiten 35 bis 40



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