Staufenberg (voh). Nicht von ungefähr gab es Montag dieser Woche in Treis auf der großen Freifläche gegenüber dem Begegnungszentrum »Bing« einen Pressetermin mit vielen Beteiligten. Insgesamt acht barrierefreie Querungshilfen einschließlich dazugehöriger Leitsysteme für Menschen mit Sehbehinderung hat die Allendorfer Firma Peter Diehl im Ortskern eingebaut.
Am 5. Mai war Europäischer Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung. Weil das ausgeklügelte Konzept hinter den Querungshilfen kreisweit einmalig ist, begrüßte Bürgermeister Peter Gefeller eine große Runde: Vom Landkreis Gießen den Sozialdezernenten Frank Ide, Pressesprecher Dirk Wingender und den Beauftragten für die Belange von Menschen mit Behinderungen, Michael Volter sowie Helge Hessler vom Wettenberger Ingenieurbüro Zick-Hessler, den Staufenberger Bauamtsleiter Thomas Kreiling und den Behindertenbeauftragten der Stadt, Matthias Schick.
Gefeller sprach von einem Anschauungsobjekt auf dem weiten Weg, die gesamte Stadt barrierefrei zu machen. An den Friedhofseingängen seien bereits die Bordsteine abgesenkt worden.
Bei jeder Straßensanierung werde dieses Ziel konsequent weiterverfolgt. Im Zuge der Straßensanierung in der Vorstadt (2017) wurden bereits barrierefreie Querungshilfen angebracht. Anlässlich der bevorstehenden Sanierung von Mainzlarer Straße, Rosenweg und Am Kleinfeldchen würden die Bushaltestellen barrierefrei gestaltet. Ein Ziel sei es, den Weg von der Vorstadt bis zur Vitalen Mitte barrierefrei zurücklegen zu können.
Das Konzept einer lückenlosen Wegstrecke für Menschen mit Behinderungen ist in Treis aufgegangen. Zunächst wurde an der Hauptstraße auf Höhe der Hausnummer 61 beidseitig eine Querungshilfe eingerichtet.
Allein sechs Querungshilfen liegen an der Kreuzung Bahnhofstraße, Weiherstraße, Großen-Busecker Straße, sodass ein behinderter Mensch von nördlich der Hauptstraße kommend barrierefrei etwa bis zur Sport- und Kulturhalle gelangen kann. Die Querungshilfe als solche ist zweigeteilt: Für Menschen mit Mobilitätseinschränkung (Rollstuhl, Rollator) gibt es einen Bereich, der auf die Höhe der Straße abgesenkt ist. Dann gibt es eine nur sechs Zentimeter hohe Borde und weitere taktile Elemente für Sehbehinderte.
Volter erläuterte, beim barrierefreien Ausbau gebe es immer viele Interessen, die nicht alle miteinander kompatibel seien. Kompromisse müssten also gefunden werden. Die Kommune könne Fördergeld beantragen, müsse aber in Vorleistung treten - mit dem Risiko, dass die Baumaßnahme als nicht förderfähig gesehen wird. Hessen Mobil verlange mittlerweile einen detaillierten Bauausführungsplan.
DIN-Vorschriften für taktile Leitsysteme änderten sich (die entsprechende DIN 32984 ersetzte im April 2023 die Vorgängerausgabe vom Dezember 2020), könnten an Ort und Stelle oft nicht eins zu eins umgesetzt werden. Volters Fazit: »Das kostet sehr viel Arbeit im Rathaus. Staufenberg geht vorneweg, stellt Wegebeziehungen her«. Andere Kommunen betrachteten die Barrierefreiheit eher punktuell. Die Kommunikation mit Bauamtsleiter Kreiling verlaufe unkompliziert, meinte Volter.
Frank Ide legte großen Wert auf das Mitdenken aller Beteiligten bei einer Baumaßnahme für Barrierefreiheit. Insofern sei die Beratungsinanspruchnahme von Schick und Volter in Treis hervorzuheben. Schick wünschte sich als die nächsten Schritte in Treis die barrierefreie Gestaltung der Bushaltestelle und den »Bing«-Zugang. Hessler entkräftete etwaige Behauptungen, dass ein barrierefreies Umfeld nur im Stadtbereich notwendig sei. Gerade in dem ländlichen Raum lebten doch die älteren Menschen.