09. Mai 2025, 19:37 Uhr

Schwierige Entscheidung

»Nau Schul« in Launsbach wird verkauft

Das Wettenberger Parlament befasst sich mit der Zukunft einiger sanierungsbedürftiger Gemeinde-Immobilien.
09. Mai 2025, 19:37 Uhr
FOD
Für die »Alte Post« in Wißmar gibt es einen Kaufinteressenten, welcher der dort untergebrachten Musikschule das Bleiben ermöglicht. Foto: Mattern

. Es ist eine Entscheidung, die insbesondere viele Einwohner von Launsbach traurig stimmen wird. »Mit Bauchschmerzen«, wie der Vorsitzende der Wettenberger Gemeindevertretung, Hans-Peter Steckbauer (SPD), anmerkte, beschloss das Gremium am Donnerstagabend mit großer Mehrheit, das bislang gemeindeeigene Gebäude der »Nau Schul« in der Gießener Straße 2 zu verkaufen. Dieser Entscheidung vorausgegangen sind gefühlt schon seit Jahren andauernde, langwierige Diskussionen von Befürwortern und Gegnern eines Verkaufs. Letztendlich aber folgten die weitaus meisten Fraktionsmitglieder den Empfehlungen von Verwaltung und Fachausschüssen.

Wegen eines weiträumigen Wasserschadens ist die laut dem Grünen-Fraktionsvorsitzenden Matthias Schulz »ortsbildprägende ›Nau Schul‹« schon seit Längerem unbewohnbar. Vergangenes Jahr war zwar das Dach für fast 170 000 Euro saniert worden, doch wären weitere knapp 760 000 Euro notwendig, um das Gebäude in einen nutzbaren Zustand zu versetzen. Laut Dr. Gerhard Noeske seien gerade alte, sanierungsbedürftige Gebäude wie dieses langfristig gesehen »Risiken« für eine Gemeinde und »kein Tafelsilber«, wie das so manch anderer sieht. Wie der CDU-Fraktionsvorsitzende sprach sich unter anderem auch SPD-Fraktionschef Prof. Ulrich Ellinghaus mit Verweis auf die angespannte Haushaltslage für den Verkauf aus. Doch ließ er dem Antrag noch hinzufügen, dass der angrenzende kleine Park erhalten werden solle.

Auch »Alte Post«

Ebenfalls mehrheitlich beschlossen wurde die Veräußerung der Immobilie Schulstraße 6 in Wißmar, besser bekannt als »Alte Post«. Hier gibt es bereits einen definitiven Kaufinteressenten, der das Gebäude von der Gemeinde erwerben und der dort untergebrachten Musikschule einen neuen Zehn-Jahres-Mietvertrag anbieten möchte. Wie auch dem Heimatverein die Möglichkeit zur Nutzung der Küche, so etwa beim »Krämermarkt«. Der Zsambek-Verein, bislang dritter Nutzer des Gebäudes, hat signalisiert, seine Sitzungen auch in seinen weiteren Räumlichkeiten in der Pfarrstraße 9 in Wißmar durchführen zu können.

Letzteres Gebäude soll, wie das Parlament einstimmig entschied, weiter im Eigentum der Gemeinde bleiben. Zumal hier eine künftig noch intensivere Nutzung durch Vereine und Deutsches Rotes Kreuz (DRK) zu erwarten ist. Von Verwaltung und Fachausschüssen dagegen zum Verkauf empfohlen war die Immobilie Kastanienweg 4 in Krofdorf-Gleiberg. Das aber wurde von den Gemeindevertretern bei 17 Nein- und 13 Jastimmen verhindert. Daran konnte auch nichts ändern, dass die dort wohnende siebenköpfige Familie laut Beschlussvorlage »schon mehrfach den Kaufwunsch geäußert hat«.

Um den baulichen Zustand der Sportanlagen in den Wettenberger Ortsteilen ist es offenbar nicht zum Besten bestellt. So würden sich gerade in Wißmar die Anlagen »nicht durchgängig in einem guten Zustand« befinden - insbesondere der Sportplatz »Im Schacht« -, zudem sei »die Infrastruktur veraltet und bedarf einer grundlegenden Überarbeitung«, heißt es in einem gemeinsamen Antrag der Fraktionen von SPD und Grünen. Die auch monieren, dass die meisten Anlagen »nicht den Anforderungen an moderne Sport- und Freizeitstätten entsprechen«. Wie es der Zufall wollte, stellte auch die CDU-Fraktion einen Antrag zu dieser Thematik, doch umfasste ihre Forderung nach einem »mittelfristigen Sportstättenplan für Wettenberg« gleich alle drei Ortsteile.

Sportsituation

Im Laufe der folgenden Diskussion zeigte sich, dass bei den Gemeindevertretern zwar ein Konsens besteht, was das Ziel angeht, nämlich die Verbesserung der allgemeinen Sportsituation, doch unterschiedliche Vorstellungen für den Weg dorthin.

Während sich Ellinghaus für SPD und Grüne für einen Workshop starkmachte, bei dem alle betroffenen Vereine ihre Bedarfe vorstellen können, hatten die Christdemokraten bereits Gespräche mit Vereinsvertretern geführt, wie Julius Homberger (CDU) berichtete. Hierbei habe sich »ein erheblicher Sanierungsbedarf« gezeigt und seien auch Sorgen wegen des demografischen Wandels und dadurch möglicherweise veränderter Nutzungsbedarfe geäußert worden.

Darüber hinaus hat die CDU-Fraktion insbesondere Ballsportdisziplinen wie Fußball im Blick, während man bei SPD und Grünen weitere Sportarten ins Boot holen will. Letztlich einigte sich das Parlament einstimmig, einen Workshop durchzuführen und beide Anträge im Geschäftsgang zu belassen, also an die Ausschüsse zur näheren Beratung zu verweisen. Noeske »warnte« in diesem Zusammenhang davor, den Sportvereinen angesichts der schlechten Finanzentwicklung Wettenbergs »zu viel zu versprechen«. Gleichzeitig wertete er es als positiv, dass die Vereine »bereit sind, sich zusammenzusetzen«, um die Sportstättensituation gemeinsam zu verbessern.



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