Seit nunmehr 19 Jahren führt der Nabu-Kreisverband Gießen in jedem Winter Pflegemaßnahmen in mittlerweile 20 verschiedenen Biotopen im gesamten Kreisgebiet durch.
In der Regel handelt es sich um Sonderstandorte, die erst durch menschliche Einwirkung entstanden sind, wie Steinbrüche, Sandgruben, Magerrasen oder Feuchtwiesen. Diese drohen nach Beendigung der ursprünglichen Nutzung schnell zu verbuschen und damit ihre Eignung für die dort vorkommenden, oft hoch spezialisierten Tier- und Pflanzenarten zu verlieren.
Auch zugewachsene Gewässer müssen immer wieder freigestellt werden. Mithilfe von Freischneidern und Motorsägen gilt es dann, die Flächen wieder freizustellen und das Schnittgut zu entfernen. Dies ist nur im Winterhalbjahr, außerhalb der Vegetations- und Fortpflanzungszeit, möglich. Bei dieser durchaus schweißtreibenden Arbeit wird die »Motorsägen-Gruppe« des Kreisverbands meist durch Helfer aus den örtlichen Nabu-Gruppen und einer Gruppe von Geocachern, unterstützt.
Der erste Arbeitseinsatz dieses Winters fand im ehemaligen Steinbruch am »Wingert« in Langgöns statt. Es handelt sich dabei um eine Ausgleichsmaßnahme der Gemeinde, die bisher nicht umgesetzt wurde. Dabei wurde, wie auch im Vorjahr, insbesondere der Südhang freigestellt.
Dort kommt die vom Aussterben bedrohte Aufrechte Weißmiere (Moenchia erecta) vor, die nur auf sehr mageren und sonnigen Standorten wächst. Obwohl sich immerhin 14 Personen einfanden, konnte nur ein Teil der Hänge freigestellt werden. Hier sind noch weitere Einsätze notwendig. Der nächste Arbeitseinsatz findet am 23. November ab 9 Uhr auf dem Ziegenberg bei Allendorf/Lumda statt. In Zusammenarbeit mit der Landschaftspflegevereinigung Gießen (LPV) gilt es auch hier, größere Flächen von Buschwerk zu befreien. Bis zuletzt kamen dort noch Wacholderbüsche mit einem größeren Bestand des Neuntöters vor. Auch in diesem Magerrasen-Biotop sollen die optimalen Lebensbedingungen für die aufrechte Weißmiere wiederhergestellt werden. Der Ziegenberg ist vor kurzem durch den Kreistag als Geschützter Landschaftsbestandteil ausgewiesen worden, sodass die Arbeiten in Absprache mit der Unteren Naturschutzbehörde erfolgen.
Folgende Arbeitseinsätze hat der Nabu-Kreisverband in diesen Winter noch geplant: Samstag, 7. Dezember, Annawiesen von Steinbach, Pflanzung von 20 Hochstamm-Obstbäumen und Samstag, 14. Dezember, Alte Sandgrube in Treis, unter anderem Freistellen der Flachgewässer für Amphibien. Alle Arbeitseinsätze beginnen um 9 Uhr.
Weitere freiwillige Helfer sind sehr willkommen, sollten sich jedoch per E-Mail anmelden (achim.zedler@web.de), da stets auch ein Imbiss und Getränke organisiert werden.
Bei diesen handfesten Naturschutzmaßnahmen ist jeder entbuschte Quadratmeter, beziehungsweise jeder gepflanzte Baum ein direkt sichtbarer Erfolg und der Austausch mit Gleichgesinnten kommt auch nicht zu kurz.