. »Mit dem zunehmend sommerlichen Wetter, der Fußball-EM in Deutschland und den bald beginnenden Sommerferien wird auch in Hessen die Blutspendebereitschaft spürbar zurückgehen«, erklärt Almut Roth, Referentin Spenderbindung beim DRK-Blutspendedienst Baden-Württemberg-Hessen. Sie appelliert: »Deshalb zählt aktuell jede Blutspende.«
Seit 20 Jahren wird am heutigen 14. Juni der Weltblutspendetag begangen, zu Ehren des Geburtstags von Karl Landsteiner 1868, dem Entdecker der Blutgruppen. Der Tag soll aber auch auf die lebensrettende Bedeutung der Blutspende verweisen und zugleich alle Menschen würdigen, die freiwillig und unentgeltlich Blut spenden und die sich ehrenamtlich für die Blutspende engagieren.
»Engpässe bei Blutgruppen entstehen regelmäßig und die Gewinnung neuer Spender ist eine zunehmende Herausforderung«, betont Roth. Viele lebenswichtige Operationen und Behandlungen seien nur dank Bluttransfusionen möglich.
Sinkende Tendenz
Wie sieht die Lage im Landkreis Gießen aus? Die Statistik des DRK-Blutspendedienstes in Hessen weist für 2023 bei 44 DRK-Blutspendeaktionen genau 2983 Spenden, darunter 246 Erstspenden, aus. Von Januar bis April 2024 gab es bei 13 Aktionen 904 Spender, darunter 57 Erstspender. 2018 verzeichnete das DRK Hessen insgesamt 3333 Spenden im Landkreis, während es in den Corona-Jahren stabil über 3000 und 2022 insgesamt 3115 Spenden waren - eine sinkende Tendenz.
Bei einer Blutspendeaktion des DRK im Bürgerhaus Lang-Göns, wenige Tage vor dem Weltblutspendetag, äußert sich die 18-jährige Erstspenderin Eliana Morell aus Niddatal: »Es war cool und hat nur ein bisschen weh getan.« Ihre gleichaltrige Freundin Melina Eckhardt aus Bad Nauheim-Schwalheim hielt ihr während der Blutabnahme tröstend die Hand. Elianas spontane Entscheidung - sie hatte den Termin erst mittags um 13 Uhr gebucht - wurde durch das Wissen um den häufigen Mangel an Blutkonserven motiviert. Sie betont: »Es ist nur ein kleiner Pieks mit einer großen Wirkung.«
Das Ganze sei überhaupt nicht kompliziert oder zeitlich aufwendig gewesen. »Ich habe hier nur nette Menschen getroffen und mich wohl und aufgehoben gefühlt«, lobt die Erstspenderin und hofft auf viele Nachahmer in ihrer Generation. Melina Eckhardt möchte demnächst auch zum ersten Mal spenden, zukünftig wollen die beiden »alle paar Monate zusammen spenden«.
Almut Roth betont die Bedeutung der jungen Spender: »Es ist uns ein Anliegen, vor allem jüngere Menschen zur Spende zu motivieren.« Der demographische Wandel zeige, dass viele Spender aus der »Boomer-Generation« bald selbst auf Spenden angewiesen sein werden. »Jünger« umfasse übrigens auch Frauen, die nach der Kinderphase wieder Blut spenden könnten. Voraussetzungen für eine Blutspende sind Volljährigkeit, ein Mindestgewicht von 50 Kilo, Gesundheit und ein Ausweisdokument mit Lichtbild.
Im Durchschnitt 50,6 Jahre alt
Im Zeitraum von Januar bis Mai 2024 lag das Durchschnittsalter der Spender bei DRK-Aktionen im Landkreis Gießen bei 50,6 Jahren (Hessen: 47,1 Jahre). Der Frauenanteil betrug 41,6 Prozent (Hessen: 42,5 Prozent).
Es nahmen im Schnitt durchschnittlich 77 Personen an den Aktionen teil (Hessen: 86), die durchschnittliche Spendenzahl pro Spender lag bei 31 (die hessenweite Zahl liegt aktuell nicht vor).
In Langgöns meldeten sich für die aktuelle Aktion 63 Personen an, »86 Termine wären möglich«, berichtet Jürgen Schalwat, der Langgönser DRK-Ortsvereinsvorsitzende. Er organisiert seit vielen Jahren die örtlichen Blutspendeaktionen in Kooperation mit dem DRK-Blutspendedienst Baden-Württemberg-Hessen und seinem Team, das traditionell von einigen Helfern des DRK Pohlheim um Jürgen Görig unterstützt wird. »Die Spendenbereitschaft hat insgesamt nachgelassen«, berichten beide Ehrenamtlichen. »Die älteren Spender hatten früher den Ehrgeiz, jedes Mal dabei zu sein, um die Ehrennadeln zu bekommen und mindestens 100 Spenden zu schaffen. Das gibt es so nicht mehr, die jüngeren Spender kommen leider nicht kontinuierlich«, bedauert Görig. Schön sei es jedoch, dass »eigentlich bei jedem Termin etwa sechs bis sieben Erstspender dabei sind«, berichten die beiden.
Ein Vorbild an Kontinuität ist Heinz-Jürgen Schmidt aus Pohlheim-Grüningen. Der 68-Jährige spendet seit 50 Jahren und kann inzwischen auf 187 Blutspenden stolz sein. »Ich bin seit 52 Jahren aktiv im DRK und hatte mit 18 Jahren meine erste Blutspende«, erzählt er. »Es ist wichtig, sich eine Stunde Zeit für den guten Zweck zu nehmen. Solange ich es gesundheitlich noch kann, gehe ich spenden, denn die Altersgrenze wurde inzwischen aufgehoben.«
Er bringt die Problematik auf den Punkt: »Blut kannst du nicht einfach am Automat herstellen.« Er glaubt, dass viele Leute nicht genug informiert seien: «Sonst würden mehr als nur drei Prozent der Bevölkerung spenden.« Die DRK-Blutspendedienste nutzen den Weltblutspendetag, um mit der Kampagne #missingtype - Erst wenns fehlt, fällts auf«, bundesweit auf die Bedeutung der Blutspende aufmerksam zu machen.
Almut Roth informiert, dass allein in Hessen und Baden-Württemberg täglich mehr als 2700 Blutkonserven benötigt werden, um eine lückenlose Versorgung der Krankenhäuser zu gewährleisten und Patienten aller Altersklassen ausreichend zu versorgen. Deutschlandweit werden täglich rund 15 000 Blutspenden benötigt.
Eine Spende rettet drei Leben
Eine Blutspende dauert nicht mal eine Stunde und kann bis zu drei Leben retten, wobei die reine Blutentnahme nur knapp 15 Minuten dauert. Abgenommen werden 500 Milliliter Blut, ein halber Liter. Gespendet werden darf sogar mehrfach im Jahr im Abstand von 56 Tagen.
Täglich bietet der DRK-Blutspendedienst zahlreiche regionale Termine an. Die Anmeldung erfolgt online und vor Ort unter Vorlage des Personalausweises. Ein medizinischer Fragebogen wird ausgefüllt, der Hämoglobinwert wird mit einem kleinen Pieks in den Finger bestimmt. Ein ärztliches Gespräch stellt die Spendefähigkeit fest, anschließend erfolgt die Blutspende, danach gibt es eine Ruhepause und einen stärkenden Imbiss.
»In Langgöns können wir uns über viele Personen, die regelmäßig und häufig spenden, freuen«, berichtet Jürgen Schalwat. Seit vielen Jahren liege das Spendenaufkommen pro Aktion »im 70er Bereich, während Corona war es sogar bei rund 90«. »Nach Corona bieten wir jetzt auch wieder einen warmen Imbiss an, besonders beliebt sind Rippchen mit Kraut«, weiß Schalwat. Für die Zukunft wünscht er sich »perspektivisch mehr jüngere Leute, die helfen und unser bewährtes Team ergänzen«.
Gern gesehen sind auch Firmen, Organisationen oder Vereine, die Blutspendeaktionen durchführen oder die Blutspende auf anderem Wege unterstützen wollen. Ansprechpartnerin ist hier Almut Roth per E-Mail an a.roth@blutspende.de.
Weitere Infos gibt es unter der kostenlosen deutschlandweiten Hotline 0800/1194911 .