23. Mai 2024, 18:34 Uhr

Solarpark

Bürger-Beteiligung möglich

Eine Infoveranstaltung zum geplanten Freiflächen-Photovoltaik-Park in Lang-Göns ist gut besucht.
23. Mai 2024, 18:34 Uhr
IMR
Die Besucher können sich auch mit den Experten austauschen. Foto: Rieger

Der größte Freiflächen-Photovoltaik-Park im Landkreis Gießen soll in Lang-Göns entstehen. Die Fläche im Besitz der Gemeinde Langgöns befindet sich westlich der Autobahn 45 am nördlichen Rand des Gemeindegebiets in Richtung Großen-Linden im Bereich »Ochsenmahr«.

Dort plant die Gemeinde Langgöns zusammen mit dem Energieversorger Ovag auf einer Fläche von etwa acht Hektar eine Anlage mit einer Leistung von rund zehn Megawatt mit einer erzeugten Strommenge von rund zehn Millionen kWh pro Jahr.

Der genannte Energieertrag entspricht dem Jahresstrombedarf von rund 2850 Drei-Personen-Haushalten. Anders ausgedrückt: Von den rund 12 000 Einwohnern der Großgemeinde könnten rein rechnerisch 8550 Menschen, das sind etwas über 70 Prozent, mit dem am »Ochsenmahr« erzeugten Solarstrom versorgt werden. Die eingesparten CO²-Emissionen werden mit rund 4340 Tonnen pro Jahr beziffert.

Das Gelände soll von Schafen beweidet werden. Eine finanzielle Bürgerbeteiligung wird angeboten. Wenn alles nach Plan läuft, könnte die Anlage Ende 2026 in Betrieb gehen.

In einer öffentlichen Informationsveranstaltung erläuterten der Langgönser Bürgermeister Marius Reusch, die Langgönser Klimaschutzmanagerin Susanne Müller sowie Vertreter der Ovag die Hintergründe und Planung des Vorhabens sowie Möglichkeiten der finanziellen Bürgerbeteiligung.

Moderiert wurde die Veranstaltung von Simon Carmagnole vom Bürgerforum Energiewende Hessen. Anschließend waren die rund 50 Besucher zu einem gemeinsamen Spaziergang zum »Ochsenmahr« eingeladen, um sich vor Ort ein Bild zu machen.

Als eine von über 380 hessischen Klima-Kommunen verfolgt die Gemeinde Langgöns das Ziel, erneuerbare Energieträger verstärkt einzusetzen.

Aktive Rolle

Reusch sagte: »Die Gemeinde Langgöns unternimmt hier schon viele Aktivitäten, zahlreiche gemeindliche Gebäude haben zum Beispiel bereits Photovoltaik-Anlagen auf ihren Dächern.« Doch das reiche für eine echte Energiewende noch nicht aus. So kam die Möglichkeit für klimafreundliche Stromerzeugung auf sogenannten Freiflächen-Photovoltaikanlagen auf Grünland- und Ackerflächen ins Gespräch. »Es ist unser Anliegen, eine regional-lokal gute Lösung zu schaffen«, betonte der Bürgermeister. Auf eigener Fläche könne die Gemeinde dabei selbst eine aktive Rolle spielen und sei »Herr des Verfahrens«. Außerdem komme der »wirtschaftliche Erfolg« der Gemeindekasse zugute.

Das Projekt war bereits Thema in mehreren Sitzungen des Langgönser Umwelt- und Verkehrsausschusses gewesen. Vor einem Jahr gab die Gemeindevertretung dann in nicht-öffentlicher Sitzung grünes Licht für das Projekt. Es stieß allerdings auch auf Kritik: Der Lang-Gönser Ortslandwirt Manfred Dern hatte sich im Namen der örtlichen Landwirte gegen den Flächenverbrauch und die »Versiegelung mit Photovoltaik« positioniert. Als einziger in der Info-Veranstaltung übte er auch an diesem Abend erneut öffentlich Kritik. Der Bürgermeister unterstrich, dass die Auswahl der Fläche am »Ochsenmahr« sorgfältig abgewogen worden sei: »Wir haben uns für diese Fläche nicht willkürlich entschieden, sondern uns Gedanken gemacht. Es ist immer ein Abwägungsprozess, was man will«, sagte er. Man habe »gute Gründe gefunden«, warum diese Fläche geeignet sei. »Die Fläche ist für Langgöns ziemlich die schlechteste Lage, der Bodenwert liegt bei 30 bis 60 Punkten«, erläuterte Reusch. Außerdem sei sie vergleichsweise schwer einsehbar, und mit der Schafbeweidung werde auch zukünftig eine landwirtschaftliche Nutzung stattfinden.

Förderfähig

Tobias Doerk, Projektleiter im Bereich Erneuerbare Energien bei der Ovag, referierte über das Projekt: Der Strom-Mix sei die Zukunft der Energieversorgung, wobei Solarenergie einen wichtigen Beitrag für die Stromproduktion am Tag leiste.

Die Erneuerbaren Energien hätten in den letzten 25 Jahren bei der Bruttostromerzeugung sehr stark zugenommen, Tendenz steigend. Die Flächenauswahl am »Ochsenmahr« befinde sich fast komplett im 200-Meter-Korridor neben der Autobahn und sei damit als Standort vom Gesetzgeber besonders erwünscht und entsprechend förderfähig. Hinzu komme die gute Netzanschluss-Situation zum nur rund einen Kilometer entfernten Umspannwerk in Großen-Linden.

Der Strom könne entweder nach dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz mit einer Einspeise-Vergütung oder ohne gesetzliche Förderung durch langfristige Stromlieferungs-Verträge vermarktet werden. Eine finanzielle Bürger-Beteiligung, wie beispielsweise bei den schon vorhandenen Ovag-Photovoltaik-Parks in Linden und Wölfersheim, sei in Form von Solarbriefen möglich.

Experten vor Ort

Doerk informierte auch über den weiteren Zeitplan des Projekts: Eine artenschutzfachliche Kartierung des Geländes ist seit Februar im Gange, um den gesamten Vegetationszeitraum zu betrachten. Aktuell wird gerade eine gemeinsame Betreibergesellschaft gegründet. Ein Nutzungsvertrag über die Fläche wurde bereits geschlossen, der bisherige Pachtvertrag für das Gelände schon 2023 gekündigt. Ein Bebauungsplan soll aufgestellt werden, parallel läuft ein Zielabweichungsverfahren vom Regionalplan.

Im Juni soll der Aufstellungsbeschluss geplant und anschließend in die Gremien gebracht werden. Dann wird das Ganze auch noch mal vorgestellt. Für das zweite Quartal 2026 ist die Baugenehmigung vorgesehen, Ende 2026 könnte die Anlage planmäßig zertifiziert und in Betrieb genommen werden.

Unterstützt wurde die Informationsveranstaltung von der LandesEnergieAgentur Hessen, die im Rahmen des Landesprogramms Bürgerforum Energiewende Hessen Kommunen bei der Umsetzung der Energiewende begleitet.

An verschiedenen Infoständen konnten die Besucher im Anschluss an den Vortrag Fragen im persönlichen Gespräch mit den Experten klären.



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